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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 6.1903

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Heft 7
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[Gedichte]
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[Berichte] / Gute Bücher / Briefkasten
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Neitzel, Otto: Max Bruch
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https://doi.org/10.11588/diglit.45537#0068

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Max Bruch wurde am 6. Januar 1838
in Köln geboren. Neben ernsten wissenschaft-
lichen Studien brach sich das durch seine Mutter
angeregte musikalische Talent so früh und
erfolgreich Bahn, dass er das Stipendium der
Mozartstiftung erhielt und sich nunmehr unter
Ferdinand Hiller’s Anleitung vollends der Musik
widmen konnte. Nachdem er sich im musikali-
schen Deutschland ein wenig umgesehen, bekleidete
er eine Reihe der angesehensten Stellungen als
Chor- und Concertvereinsdirigent. Im Jahre 1862
liess er sich in Mannheim nieder, um drei Jahre
später die Musikdirectorstelle in Coblenz, daraus
das Hofkapellmeisteramt in Sondershausen und
nach kurzem Aufenthalt in Berlin im Jahre 1872
die Bonner Musikdirectorstelle, dann 1878 die
Leitung des Stern’schen Gesangvereins in Berlin
zu übernehmen. Im Jahre 1880 wurde er zum
Dirigenten der philharmonischen Concerte in
Liverpool, 1882 des Breslauer Orchestervereins
ernannt, um sich sodann in Berlin niederzulassen,
wo er als Vorsteher einer Meisterclasse der
Kgl. Academie lebt.
Er hat sich in seinen Compositionen nament-
lich um den Chorgesang verdient gemacht. Seine
grossen weltlichen Oratorien „Frithjof“(für Männer-
chor), „Odysseus“, „Arminius“, „Achilleus“, die

kirchlichen Oratorien „Moses“ und „Gustav
Adolph“, die Cantaten „Schön Ellen“, „Das
Feuerkreuz“, „Die Glocke“ sind neben seinem
„römischen Triumphgesang“, der „Flucht der heili-
gen Familie“, ausserordentlich beliebte Repertoire-
stücke der Chorvereine geworden. Indem er
sich namentlich an Mendelssohn’s Muse anschloss,
brachte er eine Nachblüthe der romantischen
Musik zustande, die trotz der stürmischen Ent-
wickelung der modernen Musik auch heute nichts
von ihrem Dult eingebüsst hat. Als hervor-
stechende Merkmale seiner Muse ist sein grosser,
packender Melodienreichthum, die Pracht seiner
Schilderungen, glänzende Steigerungen, die Trefs-
sicherheit seiner Wirkungen, satte Klangcoloristik
und nicht zum wenigsten die ausserordentlich
dankbare Behandlung der Chormassen zu nennen.
Auch zwei Opern hat Bruch verfasst, die
„Hermione“ und die „Loreley“, aus der wir eine
Perle, das Lied der Loreley, unsere Lesern dar-
bieten. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass Bruch
sich um die Geigenlitteratur hochverdient gemacht
hat, indem er drei Concerte, darunter das nach
Mendelssohn’s Concert meistgespielte erste in
Gmoll, sowie eine Serenade componirt hat.
Dr. Otto Neitzel.
 
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