übertragen und ausgebildet. Die Kunst scheint
meist nicht um ihrer selbst, sondern um des
Volkes willen da zu sein. Mit Interesse und
Liebe verfolgen die schweizerischen Dichter
aber auch die Entwickelung des deutschen
Volkes und suchen bei ihrem Schaffen Anschluss
an dieselbe, indem sie, der grossen Geschenke,
welche sie von jenseits des Rheines erhalten,
eingedenk, sie in sich aufnehmen und ihrem
Volk vermitteln. Nicht wenige von ihren Wer-
ken finden wiederum in Deutschland Leser und
Bekenner, und so nimmt der Strom der deut-
schen Literatur väterlich unseren poetischen
Zussuss auf, wie der herrliche Rhein die gletscher-
frischen Wasser des schweizerdeutschen Landes
sammelt. Man hat keinen Grund, daran zu
zweifeln, dass die literarischen Beiträge aus dem
schönen und eigenartigen Gebirgslande mit seinen
selbständigen, tatkräftigen Bewohnern, in ihrer
Art ebenso mannigfach als die Mundarten, sich
weiterhin naturgemäss entwickeln, dass nament-
lich das Drama in den nächsten Jahrzehnten
kräftige Blüten treiben werde: denn die schweizer-
deutsche Literatur hat zwei Schutzgeister, deren
Augen liebend auf ihr ruhn.
Adolf Vögtlin.
Johann Bossard.
Aus „Die Geschichte von einer Mutter,
ein Märchen von Andersen mit beglei-
tenden Bildern von Johann Bossard
(Verlag Fischer & Franke, Berlin).“
Die schweizerischen Komponisten und ausübenden Tonkünstler
der Gegenwart.
Während die Musik auf Schweizerboden bis weit ins
19. Jahrhundert hinein hauptsächlich in den städtischen
Liebhaberkreisen gepflegt wurde und einen wesentlich
dilettantischen Charakter an sich trug, während an der
Spitze der aus den älteren „Collegia musica“ hervorgegan-
genen musikalischen Gesellschaften früher meist deutsche
Fachleute standen und Schweizer, die sich ausschließlich
der Tonkunst widmeten und auch in Deutschland Ehre
und Ansehen erlangten, wie Hans Georg Nägeli in Zürich
oder der in Frankfurt a. M. niedergelassene weltgewandte
Luzerner Xaver Schnyder von Wartensee vereinzelte Er-
scheinungen blieben, haben sich diese Verhältnisse in
neuerer Zeit vollständig geändert. Denn nicht nur be-
mächtigte sich das in der Schweiz großartig entwickelte
Vereinsleben namentlich auch der Tonkunst und bestehen
nun fast in jeder Gemeinde musikalische Vereine. Nicht
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meist nicht um ihrer selbst, sondern um des
Volkes willen da zu sein. Mit Interesse und
Liebe verfolgen die schweizerischen Dichter
aber auch die Entwickelung des deutschen
Volkes und suchen bei ihrem Schaffen Anschluss
an dieselbe, indem sie, der grossen Geschenke,
welche sie von jenseits des Rheines erhalten,
eingedenk, sie in sich aufnehmen und ihrem
Volk vermitteln. Nicht wenige von ihren Wer-
ken finden wiederum in Deutschland Leser und
Bekenner, und so nimmt der Strom der deut-
schen Literatur väterlich unseren poetischen
Zussuss auf, wie der herrliche Rhein die gletscher-
frischen Wasser des schweizerdeutschen Landes
sammelt. Man hat keinen Grund, daran zu
zweifeln, dass die literarischen Beiträge aus dem
schönen und eigenartigen Gebirgslande mit seinen
selbständigen, tatkräftigen Bewohnern, in ihrer
Art ebenso mannigfach als die Mundarten, sich
weiterhin naturgemäss entwickeln, dass nament-
lich das Drama in den nächsten Jahrzehnten
kräftige Blüten treiben werde: denn die schweizer-
deutsche Literatur hat zwei Schutzgeister, deren
Augen liebend auf ihr ruhn.
Adolf Vögtlin.
Johann Bossard.
Aus „Die Geschichte von einer Mutter,
ein Märchen von Andersen mit beglei-
tenden Bildern von Johann Bossard
(Verlag Fischer & Franke, Berlin).“
Die schweizerischen Komponisten und ausübenden Tonkünstler
der Gegenwart.
Während die Musik auf Schweizerboden bis weit ins
19. Jahrhundert hinein hauptsächlich in den städtischen
Liebhaberkreisen gepflegt wurde und einen wesentlich
dilettantischen Charakter an sich trug, während an der
Spitze der aus den älteren „Collegia musica“ hervorgegan-
genen musikalischen Gesellschaften früher meist deutsche
Fachleute standen und Schweizer, die sich ausschließlich
der Tonkunst widmeten und auch in Deutschland Ehre
und Ansehen erlangten, wie Hans Georg Nägeli in Zürich
oder der in Frankfurt a. M. niedergelassene weltgewandte
Luzerner Xaver Schnyder von Wartensee vereinzelte Er-
scheinungen blieben, haben sich diese Verhältnisse in
neuerer Zeit vollständig geändert. Denn nicht nur be-
mächtigte sich das in der Schweiz großartig entwickelte
Vereinsleben namentlich auch der Tonkunst und bestehen
nun fast in jeder Gemeinde musikalische Vereine. Nicht
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