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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 6.1903

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Heft 9
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Schäfer, Wilhelm: Pfingst-Ausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in der Kunsthalle zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.45537#0164

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Johann Knubel.
Alte Frau.
Aus der Pfingst-Ausstellung des Kunst-
vereins für die Rheinlande und Westfalen.

etwas von der köstlichen Feinheit seines Vaters
in diesen unscheinbaren Figürchen, die uns ein
weniger guter Künstler sicher umfangreicher
vorführen würde. Wie in dessen Bildern auch
das Kleinste nicht kleinlich, sondern mit wenigen
sicheren Strichen gemacht ist, so auch z. B. in
der rastenden Frau; je näher man hinzutritt,
desto mehr muss man die im kleinen kühne Art
der künstlerischen Arbeit anerkennen, die schon
in der Ferne durch die lebendige Anordnung der
Masse anzieht.
Die grösste Überraschung unter den Malern
bietet Ernst Hardt. Wenn er das Lob, das
ihm in letzter Zeit reichlich gezollt wird, nicht
wirklich verdient hätte, wäre er jetzt zu diesem
Verkaufsmarkt mit irgend einer Wiederholung
im Goldton seines letzten Bildes gekommen.
Statt dessen bietet er — sast als der Einzige —
Dinge, die an ihm völlig neu sind. Mir scheint
ja, dass er an dem Bild mit den weissen Wolken
nicht ganz fertig geworden ist, namentlich in
der Brücke und rechts unten, aber dieser
strahlend blaue Himmel ist unerhört schön.
Schon in einem früheren Tauschneebild fiel es
auf, wie eigen Hardt unsere Landschaft sieht,
nun wird sein Beruf klarer: für eine boden-
ständige Landschaftskunst am Niederrhein wird

er sicher eine der stärksten Anregungen geben
und vielleicht ein Erfüller sein. Es ist noch
ein anderes Bild da, das in dieser Richtung
eine Hoffnung gibt: Die Landschaft von Claren-
bach, die nicht nur „Niederrhein“ heisst, sondern
es auch wohl ist, und zwar über das Kaisers-
werther Motiv hinaus in ihrer Stimmung, die
zwar mehr aufgefasst als schon gebildet, aber
durch die Anschauung erfreulich ist. Für die
Entwicklung des Malers Clarenbach sowie für
unsere Landschaftskunst am Niederrhein scheint
dieses kleine Ding wichtiger als seine gewiss
schöne Winterlandschaft in der Städtischen
Galerie.
Wie gering unsere Maler noch immer unsere
schöne Landschaft schätzen, wurde mir so sehr
deutlich in einer Zeichnung aus Gerresheim von
Ham büch en. Gerade die Umgebung dieses
Ortes bietet unentdeckte Schönheiten der Land-
schaft in reichstem Wechsel: aber Hambüchen
zeichnet unentwegt das abgehetzte Motiv der
ziemlich unmalerischen Kirche. Das ist um so
auffälliger, als er sich seine „Morgensonne“ aus
Edam holt; die kann er bei uns auch haben.
Im übrigen ist gerade dieses Bild frisch und kräf-
tig, frischer als sein Kirchenportal in Monniken-
dam. Man muss vielleicht mit ihm rechnen,
während bei dem stärker begabten Fritzel doch
allmählich die Musik zu eintönig wird.


Gregor von Bochmann, jun.
Rast.

Aus der Pfingst-Ausstellung des Kunst-
vereins für die Rheinlande und Westsalen.

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