Eine Ausstellung wird geschlossen und ihr Eindruck
verfliegt; eine solche Übersicht mit Abbildungen der be-
merkenswertesten Sachen künstlerisch gewählt und ge-
ordnet ist dann ein wahres Dokument und Lebenszeichen.
Selten hat eine Ausstellungsleitung Zeit und Geld zu
einem eigenen Ausstellungswerk, wie es jetzt in Düssel-
dorf erscheint. Und dann fragt es sich noch sehr, ob,
wenigstens für künstlerische Dinge, gerade die Aus-
stellungsleitung aus hundert Rücksichten eine so unbe-
kümmerte und zuverlässige Auswahl geben kann, wie
eine selbständige Zeitschrift. Wir in den „Rheinlanden“
freuen uns sehr der Anerkennung unseres eigenen Aus-
stellungswerkes über Düsseldorf 1902. Wir können es
auch beurteilen, welch mühsames Stück Arbeit der Verlag
Koch mit seinem Werk über Turin geleistet hat. Wer
sich irgendwie aus Beruf oder Liebhaberei mit dem
modernen Kunstgewerbe beschäftigt, kann es ebenso wie
das Werk des selben Verlags über die Darmstädter Aus-
stellung schwerlich entbehren. S.
Segantini. Vortrag von W. Steinhausen,
Verlag Heinrich Keller, Frankfurt a. M.
Gelegentlich einer Segantini-Ausstellung im Frank-
furter Kunstverein hielt Steinhausen diesen Vortrag im
Künstlerverein, dessen wir im vorigen Heft Erwähnung
zu tun vergaßen. Es ist wundersam, Steinhausen, den
Mann der weichen Hügel, über Segantini, den Sohn der
harten Alpen, sprechen zu hören. Nicht nur, daß sie
beide große Künstler sind, läßt den einen so ergriffen
über den anderen sprechen. Vielmehr ist zwischen ihnen
eine innere Übereinstimmung in der Naturauffassung, die
sich vielleicht in den Schriftstellern Segantini und Stein-
hausen deutlicher offenbart als in den Malereien. Wie
Steinhausen liebte es auch Segantini, sich über den
religiösen Grund der Kunst auszusprechen, und da tritt
überall der bloße Landschafter hinter dem naiven Mystiker
zurück. Um dieser religiösen Ehrfurcht vor der gött-
lichen Natur willen, liebt der deutsche Steinhausen den
Italiener Segantini; indem er über ihn spricht, verrät er
viel von sich selbst, nur in einer solchen Bescheidenheit,
wie sie heute bei Kleineren und Kleinen selten ist.
Segantini -Nachbildungen.
Einen zweiten Nachtrag zum vorigen Heft veranlassen
die Segantini-Ausgaben der Photographischen Union in
München, von denen mir „Der Pflug“ als Gravüre im
großen Format zu Gesicht kam. So gut sich gerade die
spätere Technik Segantinis zur farbigen Reproduktion
eignet: einer guten Photogravüre haftet immer eine Vor-
nehmheit an, die gar keine Farbe vermissen läßt. Außer
diesem Bild hat die Photographische Union noch die
bekanntesten der anderen, darunter auch das große
Tryptichon als Gravüren und Kohledrucke herausgegeben.
Vielleicht dient dieser Hinweis dem einen oder anderen
Leser, der durch unsere Verösfentlichung im vorigen Heft
der großen Kunst des Alpensohns näher gekommen ist.
Der Regierungspräsident Dr. zur Nedden
in Trier hat um seiner Gesundheit willen sein Amt nieder-
gelegt. Damit scheidet einer der seltenen Männer aus
einer hohen Stellung im Staatsdienst, die aus Herzens-
bedürfnis alle künstlerischen Dinge pflegen. Die viel-
bemerkte Ausstellung „Die Eifel in der Kunst“, der auch
wir ein Sonderheft widmeten, gab ein Bild seiner feinen
Art der heimischen Kunstpflege, in der er so unermüdlich
war. In Trier wird seines Geistes eine Spur bleiben,
und er selbst ist ein solcher Kunstfreund aus innerer
Neigung, daß ihn Kunst und Künstler nun erst recht
gewonnen haben.
Melchior Lechter-Ausstellung in Düsseldorf
(bei Ed. Schulte.)
Man weiß nicht recht, was man mit dieser Aus-
stellung von Kartons zu seinem Pallenbergsaal im Kölner
Kunstgewerbe-Museum anfangen soll. Wer den Saal
gesehen hat, dem sind sie so überflüssig wie dem, der
ihn nicht gesehen hat. Diese Dinge zeigen in Ver-
bindung mit den Bucharbeiten einen sorgfältigen und
geschmackvollen Zusammentragen von wenig oder gar
keiner Ursprünglichkeit. Kein einziges Mal, daß ich
irgendwo betrosfen stand, wie es vor den Werken der
Großen durch Nebensächlichkeiten geschehen kann. Ein
Gefühl für feierliche Haltung ist das Sympathische an
seinen klug beabsichtigten Linien. Die wenigen Tafel-
bilder zeigten starke und satte Farben, ohne die Kartons
könnten sie an eine starke sinnliche Kraft der Kunst
Melchior Lechters glauben lassen. Jedenfalls liegt ihnen
aber das Mystische so fern wie jenen. Daß der Pallen-
bergsaal selbst trotzdem von feierlicher Haltung ist, soll
dadurch nicht verdächtigt werden. S.
Die I. Internationale Ausstellung für künstlerische
Bildnis-Photographie in Wiesbaden
wurde am 25. April zugleich mit der Preisverteilung
erösfnet. Es ist bezeichnend, daß auch auf diesem ihrem
eigensten Gebiet die Berufsphotographen durch die
Amateure überflügelt wurden. Die beiden ersten und die
meisten zweiten Preise fielen an Amateure. Als die beste
Arbeit wurde ein Porträt Jan Toorops von Dr. E. V. Gritzer
in Wien anerkannt.
Plakat-Entwurs-Wettbewerb Hannover Jan. 1903. I. Preis. Knut-Hansen „Palette P
verfliegt; eine solche Übersicht mit Abbildungen der be-
merkenswertesten Sachen künstlerisch gewählt und ge-
ordnet ist dann ein wahres Dokument und Lebenszeichen.
Selten hat eine Ausstellungsleitung Zeit und Geld zu
einem eigenen Ausstellungswerk, wie es jetzt in Düssel-
dorf erscheint. Und dann fragt es sich noch sehr, ob,
wenigstens für künstlerische Dinge, gerade die Aus-
stellungsleitung aus hundert Rücksichten eine so unbe-
kümmerte und zuverlässige Auswahl geben kann, wie
eine selbständige Zeitschrift. Wir in den „Rheinlanden“
freuen uns sehr der Anerkennung unseres eigenen Aus-
stellungswerkes über Düsseldorf 1902. Wir können es
auch beurteilen, welch mühsames Stück Arbeit der Verlag
Koch mit seinem Werk über Turin geleistet hat. Wer
sich irgendwie aus Beruf oder Liebhaberei mit dem
modernen Kunstgewerbe beschäftigt, kann es ebenso wie
das Werk des selben Verlags über die Darmstädter Aus-
stellung schwerlich entbehren. S.
Segantini. Vortrag von W. Steinhausen,
Verlag Heinrich Keller, Frankfurt a. M.
Gelegentlich einer Segantini-Ausstellung im Frank-
furter Kunstverein hielt Steinhausen diesen Vortrag im
Künstlerverein, dessen wir im vorigen Heft Erwähnung
zu tun vergaßen. Es ist wundersam, Steinhausen, den
Mann der weichen Hügel, über Segantini, den Sohn der
harten Alpen, sprechen zu hören. Nicht nur, daß sie
beide große Künstler sind, läßt den einen so ergriffen
über den anderen sprechen. Vielmehr ist zwischen ihnen
eine innere Übereinstimmung in der Naturauffassung, die
sich vielleicht in den Schriftstellern Segantini und Stein-
hausen deutlicher offenbart als in den Malereien. Wie
Steinhausen liebte es auch Segantini, sich über den
religiösen Grund der Kunst auszusprechen, und da tritt
überall der bloße Landschafter hinter dem naiven Mystiker
zurück. Um dieser religiösen Ehrfurcht vor der gött-
lichen Natur willen, liebt der deutsche Steinhausen den
Italiener Segantini; indem er über ihn spricht, verrät er
viel von sich selbst, nur in einer solchen Bescheidenheit,
wie sie heute bei Kleineren und Kleinen selten ist.
Segantini -Nachbildungen.
Einen zweiten Nachtrag zum vorigen Heft veranlassen
die Segantini-Ausgaben der Photographischen Union in
München, von denen mir „Der Pflug“ als Gravüre im
großen Format zu Gesicht kam. So gut sich gerade die
spätere Technik Segantinis zur farbigen Reproduktion
eignet: einer guten Photogravüre haftet immer eine Vor-
nehmheit an, die gar keine Farbe vermissen läßt. Außer
diesem Bild hat die Photographische Union noch die
bekanntesten der anderen, darunter auch das große
Tryptichon als Gravüren und Kohledrucke herausgegeben.
Vielleicht dient dieser Hinweis dem einen oder anderen
Leser, der durch unsere Verösfentlichung im vorigen Heft
der großen Kunst des Alpensohns näher gekommen ist.
Der Regierungspräsident Dr. zur Nedden
in Trier hat um seiner Gesundheit willen sein Amt nieder-
gelegt. Damit scheidet einer der seltenen Männer aus
einer hohen Stellung im Staatsdienst, die aus Herzens-
bedürfnis alle künstlerischen Dinge pflegen. Die viel-
bemerkte Ausstellung „Die Eifel in der Kunst“, der auch
wir ein Sonderheft widmeten, gab ein Bild seiner feinen
Art der heimischen Kunstpflege, in der er so unermüdlich
war. In Trier wird seines Geistes eine Spur bleiben,
und er selbst ist ein solcher Kunstfreund aus innerer
Neigung, daß ihn Kunst und Künstler nun erst recht
gewonnen haben.
Melchior Lechter-Ausstellung in Düsseldorf
(bei Ed. Schulte.)
Man weiß nicht recht, was man mit dieser Aus-
stellung von Kartons zu seinem Pallenbergsaal im Kölner
Kunstgewerbe-Museum anfangen soll. Wer den Saal
gesehen hat, dem sind sie so überflüssig wie dem, der
ihn nicht gesehen hat. Diese Dinge zeigen in Ver-
bindung mit den Bucharbeiten einen sorgfältigen und
geschmackvollen Zusammentragen von wenig oder gar
keiner Ursprünglichkeit. Kein einziges Mal, daß ich
irgendwo betrosfen stand, wie es vor den Werken der
Großen durch Nebensächlichkeiten geschehen kann. Ein
Gefühl für feierliche Haltung ist das Sympathische an
seinen klug beabsichtigten Linien. Die wenigen Tafel-
bilder zeigten starke und satte Farben, ohne die Kartons
könnten sie an eine starke sinnliche Kraft der Kunst
Melchior Lechters glauben lassen. Jedenfalls liegt ihnen
aber das Mystische so fern wie jenen. Daß der Pallen-
bergsaal selbst trotzdem von feierlicher Haltung ist, soll
dadurch nicht verdächtigt werden. S.
Die I. Internationale Ausstellung für künstlerische
Bildnis-Photographie in Wiesbaden
wurde am 25. April zugleich mit der Preisverteilung
erösfnet. Es ist bezeichnend, daß auch auf diesem ihrem
eigensten Gebiet die Berufsphotographen durch die
Amateure überflügelt wurden. Die beiden ersten und die
meisten zweiten Preise fielen an Amateure. Als die beste
Arbeit wurde ein Porträt Jan Toorops von Dr. E. V. Gritzer
in Wien anerkannt.
Plakat-Entwurs-Wettbewerb Hannover Jan. 1903. I. Preis. Knut-Hansen „Palette P