Emil Schill.
Grosse Winde.
Fresken in der Teilskapelle am Vierwaldstätter-
see einer der bekanntesten Schweizer Künstler
geworden ist; wie die Zürcher Wilhelm Füssli,
der scharf charakterisierende Porträtmaler, der,
meist in Rom lebend, seinen Geschmack an
der grossen Renaissancekunst gebildet hat, und
Rudolf Koller, der ausgezeichnete Tiermaler,
der ein Pleinairist war, bevor das Modewort er-
sunden war, und von dessen guten Bildern ein
unvergleichlicher Eindruck von Frische und
Naturwahrheit ausgeht, — diese trefflichen Alten,
zu denen man noch, wenn auch in einiger Distanz,
den in München lebenden Genremaler Konrad
Grob rechnen kann, sehen auf einen gesicherten
Ruhm zurück. Was sie heute noch schasfen,
vermag ihrem Oeuvre wesentlich Neues nicht
mehr beizufügen; ihr Bestes und Eigenstes
haben sie uns gegeben, sie dürfen den Anspruch
erheben, als geschlossene Persönlichkeiten ge-
sondert und im Zusammenhang ihres ganzen
Schaffens behandelt zu werden. Dazu ist hier
nicht der Ort.
Derjenige, welcher Arnold Böcklins Nach-
folger in ganz besonderem Sinne war, der Basler
Hans Sandreuter, ist seinem hochverehrten
Meister unheimlich rasch ins Reich des ewigen
Schweigens gefolgt — wenig über fünfzigjährig.
Ein reiches Schaffen wurde geknickt. Monumen-
tale Austräge waren in den letzten Zeiten an
ihn herangetreten: der Fassadenschmuck des
Landesmuseums in Zürich mit erzählenden
Mosaiken aus der Schweizergeschichte, die An-
fertigung der Entwürfe für die gewaltigen Glas-
gemälde im Kuppelraum des neuen Bundes-
palastes in Bern, — beides ist in hoffnungsvollen
Anfängen stecken geblieben, beides müssen jetzt
andere fortsetzen; ein Glück, dass einer der
Nachsolger für die Glasgemälde-Aufgabe Albert
Welti ist. Sandreuter eignete sich für solche
Aufgaben wie kaum ein Zweiter, weil er das
Geheimnis der grossen dekorativen Wirkung
besass, vielleicht das kostbarste der Böcklinschen
Ateliergeheimnisse. Auch seine Tafelbilder er-
halten durch die erstaunliche Klarheit und Ein-
drücklichkeit ihrer sarbigen Erscheinung diesen
Charakter leuchtender Schmuckstücke — seien
es figürliche Schöpfungen oder Landschaften.
Alle Verehrung für Böcklin hat Sandreuter doch
nicht zu dessen sklavischem Nachahmer ge-
macht: je reifer seine Persönlichkeit sich heraus-
bildete, desto freier, selbständiger wurde ihre
Stellung zu Böcklin. Das spezifisch Schweize-
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