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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 6.1903

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Heft 10
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Trog, Hans: Deutsch-schweizerische Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.45537#0183

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Hermann Hirzel.

Von Weltis Radierungen
bringen wir sein künstle-
risch doch wohl ausgereif-
testes und tiefstes Blatt zur
Reproduktion: diese Mond-
nacht-Schilderung voll Ro-
mantik und Sehnsucht, wo,
während das Auge dem ge-
heimnisvollen Zauberspiel
von Licht und Schatten
nachgeht, der Geist des Be-
schauers anfängt zu träumen
und zu dichten vom Schick-
sal dieses Ehepaars in der
prächtigen Bettstatt, vom
Reiter, der mit dem Horn
in die helle Nacht hinaus-
reitet. . . . Weltis Kunst
verlangt in einem ganz be-
sondern Sinn liebevollste
Versenkung. Der Phantasie-
reichtum, die Fülle der Ge-
sichte und der Einfälle ist
so gross, dass sie sich nur
eingehendster Betrachtung
erschliessen werden. Mit
der Entdeckung all der Ein-
zelzüge, in denen der Maler
und Radierer nicht selten
von seinem Reizvollsten
gibt, — man denke etwa
an die kleinen figürlichen
Staffagen, die seine Land-
schaften beleben oder neben
der Hauptaktion hergehen,
oder an das Stückchen
mondbeschienener Gasse
auf der von souveränem
Humor eingegebenen,, Wal-
purgisnacht“ —, mit der
Entdeckung all dieser Züge
wird man bei Welti so rasch nicht fertig. Damit
soll nicht gesagt sein, dass sich der Künstler
im Detail verliere; die echt künstlerische Ge-
samterscheinung ist ihm 'stets die Hauptsache;
durch sie, nicht durch Einzelheiten, und wären
sie noch so geistreich, gewinnt und fesselt er
unser Interesse; dabei sollen wir aber doch nicht
stehen bleiben, sondern seinem Gebilde die Ehre
antun, nachdem wir es als Ganzes aufgenommen
haben, ihm nun auch in all seine Nebenwege
und Sonderüberraschungen zu folgen. Denn nur
so werden wir uns mit dem ganzen reichen und
originellen Geist, der in diesen Sachen ausnahms-
los steckt, mit ihrer starken poetischen Stim-
mung völlig durchtränken. Und darauf hat Albert
Welti als der phantasievollsten Künstler einer,
die zur Zeit in deutschen Landen schaffen, ein
volles Anrecht.
Ein Basler Maler, der gleich Sandreuter und
Welti von Arnold Böcklin in direktem Verkehr

tiefe Eindrücke empfangen hat, ist der 1846 ge-
borene Theophil Preiswerk. Sein Eigenstes
und für unser Gefühl Angenehmstes gab er da,
wo er, auf seine südlichen Farbenträume und
antikisierenden Staffagen verzichtend, schlichten
Motiven aus seiner nächsten Umgebung nach-
ging. So vermittelten in den letzten Jahren
Bilder vom Rhein und von der Birs mit baden-
den und fischenden Knaben in ihrer frischen,
saftigen Naturwahrheit und sonnigen Farbigkeit
den besten Begriff von Preiswerks malerischer
Begabung. Aus der stattlichen Reihe von Basler
Malern seien hier noch einige Namen heraus-
gegriffen. So Hans Beat Wieland, der in
München lebt, ein Maler, der wiederholt schon
mit Glück in schweizerischer Sage und Ge-
schichte dankbare Vorwürfe für sein kräftiges
Talent gefunden hat. Zu den wenigen künst-
lerisch wirklich beachtenswerten Leistungen auf
dem Gebiete schweizerischer Historienmalerei

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