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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 6.1903

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Schäfer, Wilhelm: Adolf Schöneck: ein westfälischer Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.45537#0262

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als eine launig humoristische Betrach-
tung reicht. Aber der Impuls kommt
niemals aus der Anekdote, also aus
dem Genrehasten, sondern stets aus
einem malerischen Problem; und was
trotzdem genrehaft ist, tritt vor der
künstlerischen Durchbildung zurück.
Durchbildung übrigens nicht in dem
Sinn gemeint, als ob er jeden Schuh-
nagel auszeichne. Gerade darin emp-
findet er ebenso malerisch wie modern,
daß er nicht von der nachmeßbaren
Form der Dinge, sondern von ihrem
Eindruck ausgeht. So sehr, daß oft
neben fein ausgearbeiteten Stellen nur
angedeutete stehen, und niemals zum
Schaden der Gesamtwirkung.
So treu und künstlerisch Bauern
malen und zeichnen, mit immer schär-
ferem Auge und seinerer Hand: es mag
gegen die Greiner, Sascha Schneider,
Klinger bescheidene Arbeit sein. Aber
wer kennt nicht das Gefühl vor deren
schönsten Akten: ob eines Tages die
zeitliche Beziehung zu diesen hohen,
etwas zu hohen Dingen nicht verloren
geht und auf einmal leere Modell-
puppen übrig bleiben, die uns nichts,
gar nichts mehr sagen, nur trockene
Kapseln sind einer verdorrten Zeit? Ob
dann nicht so einer zwischen seinen
westfälischen Bauern noch lebendig
dasitzt in einem gesicherten Besitz?
S.

Adolf Schönnenbeck.
Studie.
Leuten groß wurde und auch später unter ihnen
blieb, ist Adolf Schönnenbeck ein westfälischer
Maler. Oder nur ein westfälischer Zeichner?
Denn eigentlich erst sein letztes Bild: „Bohnen-
spieler“ war farbig gemalt. Das ist nicht so
gemeint, wie wenn gerade die Bauerndarstellung
den Wert seiner Bilder machte. Es könnten
statt der westfälischen Bauern ebensogut Runkel-
rüben, Häuser oder Rinder sein. Den Wert gibt
sein Künstlertum, das dem rhythmischen Spiel
des Lichts nachgeht, zufällig an diesen Dingen;
freilich nicht bloß im dekorativen Sinn, sondern
so durchgebildet, so gewissenhaft und künst-
lerisch hellsichtig zugleich, daß das Menschliche
von selbst mit einbegriffen wird: so das dumpf
Hindämmernde in den beiden „Bohnenspielern“
oder das schattenhaste Leben unter der Lampe
bei den „Kartenspielern“. Auf den ersten Blick
hat die Art, wie er seine Menschen hinstellt,
etwas Genrehaftes, und nur stofflich betrachtet,
ist sie auch Genremalerei: er greift weder äußer-
lich in das Gebiet der Historienmalerei hinüber,
noch zieht er innerlich den Gefühlskreis weiter


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Adolf Schönnenbeck.
Studie.
 
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