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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 1
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Hellmer, Heinrich: Wilhelm Altheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0016

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Wilhelm Altheim: Der Schäfer.

trotzdem einen großen Teil der Begabungen, die wir beute als Träger der Entwicklung ansehen muffen,
in entscheidenden Jahren Obdach und sehr oft mehr als das: einen Kreis von kunstfreudigen Menschen
geboten, der ihrer eigentümlichen Begabung größere Freiheit ließ als sonst. Seitdem im Jahre 1809
Peter von Cornelius als Fünfnndzwanzigjähriger von Düsseldorf nach Frankfurt kam, noch vor der
Gründung des Städelschen Instituts, ist es Durchgangsstarion, manchmal wie bei Hans Tboma ein
wahrer Zufluchtsort gewesen. Aber obwohl die künstlerische Sekte der Romantiker unter Veit dorr
ihre deutsche Hochburg hatte, weder er noch Schwind noch Trübner ist dauernd geblieben. Es muß
etwas in der Frankfurter Lust gewesen sein, was den Künstlern wohl für eine Zeit das Behagen
eines Inkognitos gab, was aber ans die Dauer zu eng war; wenn die Welt offen stand, flogen die
Vögel wieder auö. Tatsächlich haben z. B. Thoma, Steinhaufen und seine wenigen Jahre Trübner
mehr wie Einsiedler dort gelebt, als daß sie in dem Hellen Licht gestanden hätten, das heute um ihre
Namen leuchtet. Einzig von den Cronberger Künstlern scheinen engere Beziehungen znm Frankfurter
Bürgertum zu spielen, als die einer schönen Gastlichkeit.
Darin liegt, daß es den offiziellen Größen, mit wenigen Ausnahmen, weniger nahe gestanden
hat, als den Absonderlichen. So sehr, daß es für die zweite Hälfte des Jahrhunderts znm wenigsten
eine wahre Herberge für Sonderlinge bildete, die irgendwie neben der Mode standen, obgleich
oder weil sie in der Entwicklung viel bedeuteten. Die Namen Viktor Müller, Ensen, Sckolderer,
Pidoll, Tboma, Trübner, Steinhaufen allein geben davon schon ein deutliches Bild. Diese Tradition
scheint die merkwürdige Stadt, die nun allerdings — wie zur Zeit der Romantiker — doch in Ge-
fahr steht, durch allerlei Stiftungen in den offiziellen Kunstbctrieb zu geraten, auch im zwanzigsten
Jahrhundert fortsetzen zu wollen. Denn mit der mächtigen Strömung des Impressionismus, die
gegenwärtig scheinbar alles beherrschend auch Deutschland durchflutet, haben die beiden Künstler, an
welche sich die Fortsetzung jener Tradition am deutlichsten bindet, nichts zu tun. Hierin sind
Wilhelm Altheim und Fritz Boehle altfränkische Erscheinungen nebenbei.

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