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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0113

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aber zugleich durch seine Neigungen mit allem Modernen ver-
traut: eigentlich wie kein anderer berufen war, diese Kunst-
geschichte Kölns zu schreiben.
So hat der Verlag C. A. Seemann recht daran getan, sie
auch in der Ausstattung mit Abbildungen über die sonstigen
Bände seiner Sammlung hinaus zu heben: nicht weniger als
>88 Abbildungen ergänzen den Text. Man muß hier sagen!
ergänzen; denn auch ihre Auswahl zeigt den Kenner, der aus
einem Überblick alles irgendwie Interessanten tatsächlich das Be-
zeichnendste wählen konnte.
Schon hat der Domkapitular Schnütgen, der berühmte Sammler
und beste Kenner der Materie, der geschichtlichen Behandlung in der
„Kunstchronik" sein ungemindertes Lob ausgesprochen. Da darf
ich getrost von dem sprechen, was mir zukommt zu sagen: daß
die Darstellung wahrhaftig kaltblütig der verwirrenden Maste der
Überlieferungen, Studien und gebliebenen Werke zu Leibe geht,
daß sic mit erstaunlicher Sicherheit durch die Jahrhunderte den
Führer spielt, daß sie oftmals durch Beziehungen überrascht und
bis zum Schluß ihre Spannkraft und Ruhe behält. Tatsächlich
eine Riesenleistung, an der ich nur das eine bedaure, daß sie als
Nummer Z8 in einer Sammlung verschlissen werden soll. Der
Verlag sollte sich aufraffen und das Werk in gediegener Aus-
stattung besonders herausgeben, damit die Kölner ihr Prachtwerk
hätten und alle anderen, die der Stadt durch schöne Erinnerungen
verbunden sind, und welcher Deutsche ist das nicht? Vorläufig
haben wir einen Städtcführer, der seinesgleichen sucht an Reich-
tum des Dargestellten wie an Klarheit der Darstellung. Jeder,
der Köln anzusehen kommt ohne seine Kenntnis, fügt sich selber
einen Schaden zu, den er nachher, wenn ihm das Werk in die
Hände kommt, bereuen wird.
Düsseldorf.
Auch die Düsseldorfer haben gleichzeitig etwas geschenkt be-
kommen, was freilich nicht von dem Gewicht wie das vorher
Erwähnte ist, jedoch sich zeigen darf als „Pflege ästhetischer Kultur",
llr. Erwin Q.uedenfeldt, der in Düsseldorf einer Versuchs- und
Lehranstalt für künstlerische Photographie vorsteht, hat 40 malerische
Ansichten aus der alten Stadt in Gummidrucken hergestellt und
in einer schönen Mappe vereinigt, die bei Schmitz s- Olbertz in
Düsseldorf erschienen ist. In der ausgesprochenen Absicht, tat-
sächlich ausgesprochen in einem präzisen Vorwort, den Sinn seiner
Landsleute für die architektonische Erscheinung des alten Düsseldorf
zu wecken nicht zur Spielerei und Selbstbefriedigung, sondern damit
einmal gerettet würde, was zu retten ist, zum andern aber in der
baulichen Schnellentwicklung darauf zurückgegriffen werden könnte.
Nun gibt er zwar manche malerische Ansicht anscheinend
mehr dem Gummidruck-Verfahren zuliebe, aber so etwas wie das
Backsteinhaus in der Citadellstraße wirkt so verblüffend in seiner
Aufnahme, daß es jedem die Augen öffnen muß für den Reiz
dieser niederrheinischen Bauweise. Im ganzen ist ja Düsseldorf
nie reich gewesen; aber als ich im vorigen Jahre in meinem
„Niederrhein" ein paar Worte über die Altstadt geschrieben hatte,
rein aus der Erinnerung des Knaben, und danach dann fast neu-
gierig durch die Flingerstraße ging, war ich denn doch betroffen,
wie hier aufgeräumt wird.
Die schönsten Ansichten d. h. die reizvollste Architektur von den
40 Blättern sind für mich in der Reihenfolge ihrer Schönheit der
heutige Blick auf das Rathaus mit dem Jan Wellm, der Blick
auf die Jesuitenkirche (auf dem Bild von Adrian van de Velde),
der Eingang zu Dllffelthal und das Bergertor. Nummer 7 und 4
sind aus „Derkehrsgründen", die sich nachher nicht bewährten,
verschwunden, Numer 2 ist etwas verändert und schon droht dem
Präsidialgebäude der Untergang. Nr. I das Rathaus mit dem
Jan Wellm ist bedroht; es gibt tatsächlich Menschen in Düssel-
dorf, die den Mut haben, mit ihren Plänen an dieses höchste
Gut in der alten Erscheinung Düsseldorfs zu tasten; es hat ja
allerdings auch Leute gegeben, die die Markthalle als vis-ä-vls
und das „neue Rathaus" in „französischer Renaissance" daran ge-
baut haben. Aber man hatte doch neuerdings etwas gehört von
„ästhetischer Kultur" und „Denkmalspflege"; oder soll dies alles
nur für die Bauern in den kleinen Nestern sein, weil die zu
ungebildet sind, die Güter der Nation zu bewahren?
Der von mir sehr verehrte Bürgermeister von Düsseldorf, der
ein ganz moderner Mensch und in seiner Art bedeutend ist, der
auch die Konsequenz hat zu gestehen, daß er von Kunst nichts
versteht: hat ein wenig karnevalistisch in einer Stadtverordneten-
Sitzung von den Leuten gesprochen, die an den Giebeln des Rat-

hauses etwas fänden; für die solle dann schon gesorgt werden.
Das erinnert mich an die majestätische Nheinfassade von Düssel-
dorf, die ich einmal vom Stadtbauamt gezeichnet sah, wie sie
nämlich gebaut werden soll in deutscher Renaissance (der Zeit, wo
Düsseldorf noch ein Fischernest war) und wo links ganz abgerutscht
und beschämt in ihrer armseligen Blöße (fast wie die kleine Bretter-
bude bei 'Neubauten für ein Bedürfnis der Maurer) die Lambertus-
kirche stand. Vielleicht hilft nun diese Mappe doch, einigen alten
Düsseldorfern, oder sind die schon wirklich alle ausgestorben, das
Herz schlagen zu lassen! Aber was macht sich das moderne
Düsseldorf nun zu beiden Seiten der Königsallee daraus, wenn
alten Leuten das Herz schlägt. Es soll eben aufhören. Wir
werden Hauptstadt und da soll der Teufel den Kleinbürger von
ehemals bewahren, daß er nicht unter die Elektrische kommt.
Aber was kümmern den Teufel die Kleinbürger. S.
ochzeit,
ein Drama von Emil Strauß (S. Fischers Verlag, Berlin),
gelangte in den Berliner Kammerspielen bei Reinhardt zur Auf-
führung, erwies aber, wenn man den Berichten, den ablehnenden
wie den anerkennenden, glauben darf, seine Unmöglichkeit auf der
Bühne. Wie zu erwarten war; denn es ist auch beim Lesen kein
Drama, sondern eine Novelle und zwar eine von solcher Prägnanz,
wie dem Dichter noch keine unter die Finger gekommen ist. Daß
er ein Drama daraus machte, ist für den Stoff wie für den
Erzähler Emil Strauß schade, dem bislang noch kein Werk bis
zu Ende gelungen ist. Weder sein berühmter Freund Hein noch
die Kreuzungen noch der Cngelwirt sind für den höchsten Anspruch
mehr als Fragmente, in denen die außerordentliche Energie, mit
der meist begonnen wird — die Anfänge im Freund Hein und
in den Kreuzungen sind Musterstücke absoluter Prosa — immer
wieder nachläßt, um nur in Teilen aufzuleben.
Diese dramatisierte Novelle „Hochzeit" aber ist bis zum
Schluß derartig klar entwickelt und, gesteigert, auch gibt sie in
ihren drei Hauptgestalten (Emma Üing, dem angetrauten Liese-
gang und dem wirklichen Mann Bartel Nod, der alte Üing zählt
nicht) das Schicksal so typisch, daß es ein Buch vom Recht der
Jugend hätte werden können, wie kaum ein anderes. Man
könnte sagen, es sei ja auch so zu lesen. Aber so fehlt das beste
Teil des Dichters, seine Erzählung zu den Worten. Wenn er
der Mann wäre, Mißlungenes auszumerzen, brauchte er di« nur
dazu zu geben; denn gefühlt ist das ganze- Stück rein als Novelle,
es bedürfte also keiner schwierigen Übersetzung von einer Form
in die andere, sondern nur einer Reinigung von unangemessenen
Äußerlichkeiten. Wie man den Dichter Emil Strauß und seinen
Eigensinn kennt, wird er dies nicht tun, womit dem deutschen
Volk eine Meisternovelle verloren geht. W. Schäfer.


hat sich als „Alter Herr" an die Spitze eines idealen
Unternehmens gestellt, das gegenwärtig vom Landcsgewerbemuseum
in Stuttgart vorbereitet wird: Ein Preisausschreiben und eine
spätere Ausstellung, um den studentischen Geschenken Gegenstände
von guter Arbeit anzubieten. Cs ist herausgerechnet worden, daß
hierfür jährlich etwa zwei Millionen Mark ausgegeben werden:
das ist allerdings eine Summe, die dem tüchtigen Kunsthandwerk
eine gewaltige Unterstützung sein könnte. Trotzdem es nur der
kleinste Nutzen wäre! indem die so verschenkten Gegenstände als
Ehrenmuster eine langhin werbende Wirkung haben würden. Der
Gedanke ist vortrefflich, und daß er von der deutschen Studenten-
schaft mit Beifall und teilweiser Begeisterung ausgenommen wurde,
auch ein gutes Zeichen unserer Zeit. Wer dem Gedanken ein
bißchen praktische Liebe opfern will, der sende dem Vorstand z. Hd.
des Herrn Professor vr. G. C. Pauzareck in Stuttgart einen Beittag
zu den Geldpreisen, die für gute Arbeiten ausgeseht sind. S.
Frankfurt-Cronberger Künftlerbund
hatte im Kunstvercin seine Jahres-Ausstellung. Ich habe
schon einmal gesagt, daß ich seine Abtrennung nicht für glücklich
halte, obwohl sie ja verständlich ist. Immer werden die Leute,
die auf sauberes und klares Handwerk gehen, sich in dem Durch-
einander von gewissenlosen Klecksern und Eigenbröderln, das die
Gesamtheit einer Kunststadt ausmacht, unbehaglich fühlen; sie


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