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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 1
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Hellmer, Heinrich: Wilhelm Altheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0020

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Wilhelm Altheim: Dorfstraße.

Daß sie beide Grisaillemalereien mir leichter Kolorierung bevorzugen, har man gewissermaßen auf
ein Schülerverhältnis .zurückführen wollen, aber man braucht nur an den niederrheinischcn Wilhelm
Schreuer zu denken (der übrigens sowohl in der sicheren Beobachtung wie in dem bildhaften Aufbau
Altheim ähnelt), um zu merken: daß hierin nur die ursprünglich zeichnerische Begabung sich ein
AuSdruckSmittel gesucht hat, das im Zeichnerischen bleibt und doch die Haltbarkeit der Malerei har.
Nun wurde schon gesagt, daß bei Boehle sich neuerdings eine starke Neigung zum Farbigen bemerkbar
mache, die dann allerdings stark auf die alten Meister zurückgriffe, so daß man sein Porträt des
Oberbürgermeisters fast als die Kopie eines alten Meisters ansprcchen könne: auch bei Altheim ist
dieser Zug zur Farbigkeit deutlich geworden, die bei ihm allerdings etwas Moderneres behält als bei
jenem. Insofern waren zwei große Bilder, die er im vergangenen Dezember im Frankfurter Kunst-
verein ausftellte, liebenswürdigere Schöpfungen. Ein freierer heiterer Geist sprach daraus als aus
jener schweren Gebundenheit. Auch eine größere Beweglichkeit. Die Dinge stehen bei ihm nicht wie
bei Boehle im „Traum erstarrt", sie bleiben beweglich, Bäume und Menschen atmen gleicherweise in
der bellen sonnigen Lust, so daß sich kaum eine heiterere Helligkeit denken ließ, als sie diesen Darstellungen
eignete. Die überdies zeichnerisch wahre Wunderwerke waren — wo in aller Malerei gibt es noch
einmal ein so wundersam ausschreitendes, ein so liebes seines Bärentier wie dieses, das dem Heiligen
sein Gepäck nachtragen muß?
Unverkennbar ist Altheim weniger dem Großen zugewandt; aber was er an monumentaler Ruhe
entbehrt, behält er an Lebendigkeit. Etwas Rasches, manchmal Sprunghaftes, aber immer Sprung-
sicheres ist in seiner Art, er lacht, während Boehle ernst ist, seine Dinge nähern sich mebr dem Genrc-
hasten (in jenem hohen Sinn der alten Holländer), die sprübendc Freude an der Lebendigkeit ist größer
als der Drang zur großen Wucht: aber ihre wunderbare Treue hält sie unserm Gefühl näher, wir
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