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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 1
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Schäfer, Wilhelm: Bürgerlicher Hausrat
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0032

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Bürgerlicher Hausrat.

same — Vernichtung des Handwerkerstandes ein Schreck-
gespenst. Das Handwerk hat immer noch seinen gol-
denen Boden. Und ich weiß mir keine schönere soziale
Ausgabe, als daß wir Bürger uns wieder auf den
Bürger Handwerker besinnen, ihm wieder Vertrauen
schenken und dadurch eigenes Vertrauen erwecken.
Wer sich selber nicht, wenn auch nach alten Mustern -
Schultze-Naumburg hat uns gezeigt, wie ungehoben diese
jedem zugänglichen Schätze noch sind — seine Möbel
„anmessen" kann, der hat natürlich einen Fachmann als
Berater und Entwerfer nötig. Nacb einem solche»
wurde ich von der Dame gefragt, und ich nannte nach
einiger Überlegung den Lehrer der Elberfelder Kunst-
gewerbeschule A. Altherr, von dein drei Abbildungen
diese kurze Betrachtung begleiten. Er hat den Anftrag,
wie mir die Dame nachher schrieb, durchaus zu ihrer
Zufriedenheit erledigt.
A. Altherr ist ein Schweizer, der
ältere Bruder des nicht unbekannten
Malers Heinrich Altherr zu Basel.
Was mich bewog, gerade ihn zu
nennen, ist die bürgerliche Tüchtigkeit
seiner Sachen, worin er sich unter
den bekannten Meistern am meisten
Riemerschmid nähert; ohne dessen starke

Betonung der Konstruktion scheinen seine Möbel gleich-
wohl aus der holzgerechten Fugung ihren Charakter
zu erhalten. Mit Verzierungen wird nicht geprunkt,
auch nicht mit originellen Formen, ganz spärliche In-
tarsien, sonst nur die Maserung des sorgfältig behandelten
Holzes, die durch die konstruktive Stellung der ein-
zelnen Stücke ihre Belebung aus sich selber gewinnt.
Bekannt geworden ist sein Versammlungsraum auf
der Dresdener Ausstellung, der diese Vorzüge in Ver-
bindung mit der Fähigkeit zeigte, einen Raum auch
farbig auszubilden. Die Weltausstellung in St. Louis
brachte ihm eine goldene Medaille ein, und auf der
Großen Berliner Ausstellung spielten seine Räume in
den wiederholten Versuchen, diesem Bilder-Marstall durch
dekorative Einbauten aufzuhelfen, eine wesentliche Rolle.
HanS Thoma hat kürzlich durch ein vielbemerktes Wort,
daß er nicht in einem „Kunstwerk
wohnen" möchte, einen schlagkräftigen
Ausdruck gefunden für die volkstüm-
liche Abneigung gegen allzueifrige Deko-
rationskünfte in unfern Wohnräumen.
Durch die bürgerliche Schlichtheit seiner
eigenen Empfindung hiervor geschützt
zu sein, muß als der Vorzug seiner
Sachen bei Altherr gerühmt werden.


A. Althcrn Standuhr
aus dunklem Eichenholz.
 
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