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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 3
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Knorr, Theodor: Der Isenheimer Altar von Mathias Grünewald
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0088

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Mathias Grünewald: Isenheimer Altar. Innere Seiten der Außenflügel.

ist als beglaubigtes Hauptwerk Grünewalds der Ausgangspunkt der gesamten neueren Grünewald-
forschung geworden. Dieser Altar ist nicht nur eines der großartigsten Kunstwerke ans dem sechzehnten
Jahrhundert, welche das Elsaß sein eigen nennt, es ist eine der gewaltigsten Leistungen der deutschen
Kunst jener Zeit überhaupt. Hier knüpfte die kritische Stilprüfung an, welche Grünewalds künstlerische
Persönlichkeit völlig anders erscheinen ließ, als sie in die Kunstgeschichte übergegangcn war.
Grünewald, dem Namen nach auch der älteren Geschichte wohl bekannt, ist im Zusammenhang
mit authentischen Hauptwerken kaum ein Menschenalter lang entdeckt. Damals erst kamen die älteren
Nachrichten zur Geltung, in welchen schon im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts Grünewald als
Urheber des Isenheimer Altars genannt wird, nachdem dieser lange Zeit Dürer und dann Hans Baldung
zugeschriebcn worden war. Nun erst gewannen auch die sonst nicht immer zuverlässigen Angaben
SandrartS, des „deutschen Vasari", erneute Bedeutung. Man durfte sich auf sein Zeugnis hin von
den dem Cranach verwandten Pseudo-Grünewaldbildern lossagen, die im Auftrag des Kardinals
Albrecht von Brandenburg, Kurfürst von Mainz, für die Stiftskirche in Halle gemalt und noch
zu Lebzeiten des Bestellers nach Aschaffenburg gekommen waren; denn was er erwähnte, paßte trefflich
auf den Isenheimer Altar, hatte aber in bezug aus jene Bilder weder Hand noch Fuß. So dürftig
die biographischen Nachrichten SandrartS sind, so hatte er sich doch über Grünewalds künstlerische
Persönlichkeit eine bestimmte und im wesentlichen richtige Vorstellung gebildet. Sein Gewährsmann,
der Maler Uffenbach, war ein Enkelschüler des Meisters gewesen, der seine Nachrichten über diesen
und ein Heft mit Grünewaldschen Handzeichnungen von seinem Lehrer Hans Grimmer überkommen
hatte und als kostbares Erbe in Ehren hielt. Wir vernehmen noch aus SandrartS kurzen Notizen
die aufrichtig bewundernden Worte eines Mannes, der wußte, was Grünewald für die Kunst seiner
Zeit bedeutet hatte. Sandrart wundert sich, daß dieser „hochgefticgene und verwunderliche Meister
dermaßen in Vergessenheit geraten konnte", und bedauerte, niemand mehr am Leben zu wissen, der
sr
 
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