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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Brautausstattungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0162

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den zwei Menschen —
wie das doch noch
immer die Regel ist —
mehr geworden sind,
und ein wirkliches
Familienleben an dem
herrschaftlichen Glanz
seine Spuren zeigt.
Nun stehen solche
Lebensgewohnheiten
und also das Rcprä-
sentationsschema der
„besseren" Wohnung
beim Offizier und
höheren Beamten
immerhin noch in Be-
ziehung zur Karriere:
mit der Erweiterung
im Familienleben
kommtauch die höhere
Staffel und von selbst
die Mehrzimmerwoh-
nung. Ganz traurig
aber wird die Nachahmung dieses Schemas in klein-
bürgerlichen und kleinen Beamtenkreisen, wo trotz solcher
ängstlich behüteten Räume das ganze Leben sich zwischen
Küche — wo gegessen wird - und Schlafzimmer vollzieht.
Aber schließlich kann man von einem Möbelgeschäft
keine Reformatorentätigkeit verlangen. Es muß mit einem
gebeizten aber

Arch. Lichtenhahn: Speisezimmer. (H. Siock, Koblenz.)

Arch. Lichtenhahn: Kleiderschrank.
(H. Stock, Koblenz.)

Hölzern wirken: ist nach der
dunklen Renaissance von I88O
und dem grünen und blauen
Jugendstil von I9OO eine Er-
lösung.
Ich habe im Januarheft
d. I. von einer Dame erzählen
können, der ich durch Emp-
fehlung von A. Althcrr in Elber-
feld zu einer guten Wohnung
verhaft. Der Architekt dieser
Zimmer, Lichtenhahn — gleich
Altherr ein Schweizer — kann
mit gutem Gewissen nun von
mir genannt werden, wo sicb
hier oben am Rhein einer in
der gleichen Absicht umsieht.
Dem Möbelgeschäft I. Stock,
das in Koblenz und Trier das
führende ist, darf man danken,
daß es ihm Gelegenheit gab,
sich zu zeigen. Ein bißchen
Opfermut gehört für einen Ge-
schäftsmann immer dazu, gegen
die Gewohnheit mit der Zeit
zu gehen. Aber schließlich gebt
das Publikum — es mag lächeln
oder trotzen zuerst — doch mit
dem Geschäftsmann. S.

solchen Schema rech-
nen, seine Verpflich-
tung ist, in diesen
Grenzen material-
schöne und sachge-
rechte Möbel zu bauen.
Von der Küche an
waren lauter gute und
solide Möbelstücke
wohnlich aufgestellt
und gar kein Jugend-
stil; vielleicht ein biß-
chen Neigung zum
Biedermeiern, was
heute in der Lust
liegt. Aber diese so-
genannten Bieder-
meier waren mit Be-
wußtsein Bürger, die
sich das höfische Em-
pire für ihre häus-
lichen Zwecke zurecht
machten, so daß es
tatsächlich — wenn Vorbilder sein sollen — für eine
bürgerliche Wohnung keine besseren Vorbilder gibt. Daß
sie sauber aus Stielen stehen, mit Intarsien statt mit
wulstigen Schnitzereien geschmückt sind, keine auf-
gedonnerten Aussätze haben und in sich fest gefügt sind:
macht sie zu Wohnmöbeln. Und daß sie gern mit un-
gut polierten

Arch. Lichtenhahn: Aus einem Damcnzimmer.
(H. Stock, Koblenz.)
 
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