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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 15.1908

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[Heft 6]
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Knorr, Theodor: Lothar von Seebach
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https://doi.org/10.11588/diglit.26458#0186

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L. von Seebach: Volksküche.

Er war und ist noch heute der Ansicht, daß ein Maler sich des besten Teiles seiner Schaffensfreude
begebe, sobald er „Bilder" malt, d. h. Werke, in denen die Gestaltung des naiven künstlerischen
Eindrucks ohne jeglichen Nebenzweck nicht eins und alles ist. Deshalb malt er nur „Studien";
aber wie weit er diesen Begriff faßt, bezeugen unsere Abbildungen. Und weil er „nur" Studien
malt, hat er nichts was für Ausstellungen bestimmt oder geeignet wäre: das ist so ungefähr das
Räsonnement, das seine rücksichtslose künstlerische Ehrlichkeit ihm eingibt.
Neben dem genannten inneren Grunde, ganz von der bildmäßigen Wirkung seiner Arbeiten ab-
zusehen, beherrscht noch ein anderer Grundsatz sein künstlerisches Gewissen: vor die Natur hinzutretcn
und sie abznschildern als einer, der nichts hineintragen und nichts aus ihr herauSlöscn möchte; „nichts
zu suchen", das ist sein Sinn. Die klare Sachlichkeit Seebachs sucht weiter nichts, als der Natur
nahe und immer näher zu kommen. Er ist so leidenschaftlich in seine Kunst vertieft, daß es für
ihn keine Befriedigung gibt, die nicht in neuen überwundenen Schwierigkeiten besteht. Deshalb hat
sich der Künstler auch auf kein spezielles Kunftgebiet beschränkt. Er malt Blumen und Landschaften,
Bildnisse und Figuren, Interieurs und Straßenszcnen mit der gleichen Schärfe der Beobachtung
und dem gleichen fein durchgebildeten Farbengeschmack. Eine erstaunliche Sicherheit ist die Frucht
eines ununterbrochenen Fleißes. Gegenwärtig hat er über tausend Olstudien im Atelier, aus deren
Zahl die Originale zu unseren Abbildungen genommen sind. Wer ermißt die Arbeit, die in diesen
tausend Bildern geleistet ist!
Die Entwicklung Seebachs wandelte ziemlich ruhige Bahnen. Will man einzelne Zeitabschnitte
unterscheiden, so gehören in die erste Epoche kleine minuziös durchgezeichnete Bilder, zu deren Charak-
terisierung man etwa die Genrebilder Meissonniers heranziehen könnte. Seine Palette wies damals
tiefere Töne auf als heute, wo er eine ausgesprochen farbige Vortragsweise har, doch arbeitete er

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