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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 9.1916

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Nr. 2 (März u. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25479#0044

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32

fertig beendet. Indes konnte aus den
nachgelassenen Aufzeichnungen und Notizen
die Arbeit fast vö'Iig hergestellt werden.
Leider waren von dem westpreufiischen
Provinzialmuseum in Danzig einige erbetene
Auskünfte nicht zu erlangen, so daß hier
Blumes Aufzeichnungen an einzelnen Stellen
nicht die wünschenswerte Ergänzung er-
fahren konnten. Der Hauptteil der Arbeit
ist in 76 Beilagen gegliedert. Beilage 1—68
enthält die wichtigsten Typen des vor-
gefundenen Kulturinventars. Bei jedem
Stück sind die etwaigen besonders charakte-
ristischen Merkmale angegeben, sowie Auf-
bewahrungsort oder Vorkommen in der
Literatur vermerkt. Genaue Literaturnach-
weise findet man in den folgenden, die
einzelnen Gräberfelder umfassenden Bei-
lagen. Zu Anfang stehen die Fibeln. Bei-
lage I und 2 enthält einen Nachtrag zu der
von Almgren bereits durchgeführten Ma-
terialsammlung. Beilage 3—9 behandelt
einzelne Typen der Armbrustfibel. Sodann
folgen in Beilage 10—16 die Schnallen,
17—21 die Riemenzungen, 22—29 Ringe,
Armringe, Schlangenkopfarmringe, 30 S-
förmige Haken, 31—62 verschiedene Arten
von Perlen, 63 — 65 Kämme, 66 Nähnadeln,
67 Schloss- und Beschlagteile von Holz-
kästchen, 68 eiserne Messer.

Die Gräberfeldersindunterethnologischen
Gesichtspunkten zu einzelnen Gruppen zu-
sammengefaßt und in Beilage 69—77 ent-
halten. Die genaue Begründung dieses
Verfahrens gibt der I. Teil. Besonderer
Wert ist dabei darauf gelegt, die Funde
jedes einzelnen Gräberfeldes chronologisch
zu bestimmen und damit Anfang und Dauer
der Belegung zu ermitteln.

Eine Ergänzung zu dieser auf Grund
von Kulturgleichheit erfolgten Zusammen-
stellung der einzelnen Fundorte mit ihren
Funden bildet ein der Arbeit beigegebenes
Verzeichnis der Fundorte, das, landschaft-
lich geordnet, für jeden einzelnen Zeit-
abschnitt die jeweilig bekannten Fundorte
aufzählt. Als Ergänzung des I. Teiles
dient das Verzeichnjs der Abkürzungen
sowie der Abbildungen und das Sach- und
Orts-Register.

Fahrenwalde. Martin Schultze.

14. Espérandieu, L e culte des sources

chez les Eduens. Auszug aus der

Bibliothèque de vulgarisation du Musée

Guimet, Bd. 38. Chalon-sur-Saône 1912.

57 Seiten in 8°, 25 Abbildungen.

In einem Vortrag schildert der bekannte
Gelehrte, angeregt durch die Ausgrabungen
in Alesia, den Quellenkult im Gebiete der
Häduer und sein Fortleben in der Gegen-
wart. Der Beweis der Existenz eines vor-
römischen keltischen Quellenkultes nur ,,aus
den vieilles coutumes“ erscheint uns freilich
nicht ausreichend, wo wir doch in den In-
schriften der Quellheiligtümer vollwertige

Beweisstückè aus römischer Zeit besitzen.
Die Römer ùbernahmen den gallischen
Quellenkult. Freilich dürfte ihnen dieser
nicht so nahe gelegen haben, wie es E. an-
zunehmen scheint (ils en avaient I'habitude
par leurs propres rites) ; denn den gallischen
Quellheiligtümern Entsprechendes läßt sich
nur gelegentlich (Wissowa R. u. K. S. 222
Anm. 6) auf italischem Boden nachweisen,
und die in der Kaiserzeit häufigen Nymphäen
haben im Osten ihre Heimat.

Als Quellgottheit nennen die Inschriften
Apollo, den auch schon Cäsar als Heilgott
erwähnt, meist mit einem keltischen Bei-
namen. Die Existenz vorrömischer Tem-
pel für Quellgottheiten lehnt E. ab. AIs
älteste Kultstätten nimmt er sehr einfache
Kapellen an, in denen gerade Platz fiir ein
Standbild der Gottheit war. Quelltempel
an der Seine-Quelle, vom MontMartre und
Essarois werden kurz, die Quelltempel von
Aliso ausführlicher besprochen.

Moritasgus war der Name des Gottes,
dem nach den Inschriften der Quellkult
von Aliso galt. Aber er hatte eine uns
dem Namen nach unbekannte, weibliche
Genossin, wie ein prächtig erhaltener Kopf
zeigt. Es folgen die römischen Götter-
bilder aus dem Tempel von Montmartre und
dann die keltische Gottheit aus Lantilly.

Den zweiten Teil der Schrift bildet eine
ausführliche Besprechung der verschiedenen
Arten von Weihungen fur die Quellheilig-
tümer :

1) Der Dedikant weiht sich selbst, d. h.
sein Standbild der Gottheit (Fig. 12 S. 26).

2) Darstellungen von Säuglingen,Wickel-
kindern, gestiftet von den Müttern, meist
von roher Arbeit: Fig. 13—14, S. 29 u. 31.

3) Bild des Ieidenden Körperteils: Fig.
15 ff. a. Köpfe meist von Frauen und Kin-
dern, vermutlich einfache Porträts. Nach
E.’s Beobachtung finden sich in größeren
Heiligtümern bessere Werke.

b. Weitére Körperteile, wie Brust, Knie,
Bein, gelegentlich mit Angabe der kranken
Stelje (Fig. 19 S. 37) oder mit einer Weihung
an den Gott (Fig. 21 S. 39);

c. aus einem Stück gearbeitete, mehr-
fache Darstellungen desselben Körperteils,
z. B. fünf Köpfe (Fig. 22, S. 40) oder drei
Paar Beine (Fig. 23, S. 41);

d. kleine, 3-5 mm lange Stückchen von
Metall, meist Augen, in Aliso auch Finger.
Mehrere Stücke wurden auf einer Tafel
vereinigt.

Es folgt eine Besprechung des Gewandes
derPilger, wobeiE.dieeigenartigen, vorn und
hinten mit Bändern festgehaltenen „bullae“
für ein schon in gallischer Zeit bekanntes
insigne de dévotion hält.

Auf das interessante Fortleben des Quell-
kultes im heutigen Volksleben,dasam Schlnß
geschildert wird, näher einzugehen, würde
hier zu weit führen.

Godesberg-Bonn. Karl Wigand.

Buchdruckerei von Jacob Untz in Trier.
 
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