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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 29.1911

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Nr. 3
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Schön, Theodor: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, [20]
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https://doi.org/10.11588/diglit.32978#0072

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— 46

sion vor denselben, um welcher willen
er eben bey dem regierenden Hof scheel
angesehen wurde, bei seiner ganz gleichen
Vivacite zuweilen noch folgte. Sobald
aber dieser am 2. Mai 1749 an einer
Krankheit starb, die ihm der Verdruß
zugezogen hatte, welcher ohngeachtet aller
der noch nach seinem Tode sortgedauerten
Gnade der Herzogin bey einem Menschen,
dem an der Einverständniß beeder Höfe
um Erhaltung seines Glücks alles gelegen
war, unvermeidlich gewesen war, so war
die Heftigkeit der Fürsten nicht mehr ab-
zuhalten."
Am 17. Juni 1719 meldete das bei
dem Hof- und Kanzleidrucker Joh. Georg
Cotta in Ludwigsburg 2 mal erschei-
nende Blatt: „das Merkwürdigst von po-
litischen Neuigkeiten", Ludwigsburg am
12. Juni. Heute früh um 10 Uhr wurde
die Sollennität des die Octav hindurch
gehaltenen hohen Fests des Fronleich-
nams Unsers Herrn Jesu Christi in hie-
siger hochfürstlichen katholischen Hofkapelle
mit einem Hochamte unter 3maliger Ab-
feuernng der Kanonen beschlossen. Diese
Sollennität nahm den Anfang den 5. d.
Mts. als an dem hohen Festtag. Um 10
Uhr morgens wurde eine erbauliche Pre-
digt von: tit. Herrn Hofkaplan Kolb"ch
gehalten, nach welcher die Processiou aus
der hochfürstlichen Hofkapelle in Beglei-
tung Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht
unsers gnaedigsten Landesfürsten und
Herrn Karl Eugen, Seiner Durch-
laucht c>er jüngern verwittibten
Herzogin (Maria Augusta), auch
Prinzessin Durchlaucht (Schwester von
Karl Eugen) und der katholischen Herrn
Lavalley und Oikiciers über die Galerie
des alten Lorps cke Uo^is durch die 5
Höfe des dasigen hochfürstlichen Schlosses
gehalten wurde. In den Höfen wo die
Processiou gieng, paradierte das Regiment
der Oarcle clu Lc>rp8 zu Fuß, 2 Batail-
lons von „alt Kreis"- und 2 Bataillons
vom Prinz Louis-Regiment. Bei einen:
jeden UvavAelio, welche unter den 4 Por-
talen der 3 inneren Höfe abgesungen wnr-
"y Seit 18. Juni 1741 waren von der her-
zoglichen Landesadministration 4 Weltgeisttiche
als Hofkaplane angenommen, 8 davon, Joseph
Holzwarth, Joseph Kolb und Franziscus
Herlikofer für Stuttgart, einer Johann Döb-
ler (Debler aus Gmünd) für Ludwigsburg.

den, feuerten die Regimenter, wie dann
auch die in dem hochfürstlichen Schloß-
garten aufgeführten Stücke während der
Procession beständig abgefeuert wurden.
Nach geendigter Procession wurde das
Hochamt der heiligen Messe unter drei-
maliger Abfeuerung sowohl der Kanonen
als kleinen Gewehre abgesungen, abends
um 4 Uhr aber die Solennität dieses Fest-
tages mit einer sollennen Vesper unter
abermaliger Abfeuerung der Kanonen
beschlossen."
Diesen Artikel hatte Herzog Karl Eugen,
damit solches allgemein bekannt werde,
durch seinen Kammerdiener Rittmann
dem Buchdrucker zur Veröffentlichung über-
schickt und erschien dann derselbe trotz
der Vorstellungen, welche die Geheimräte
Wallbrunn und Bilfinger dem
Herzog machten.
Der Vorfall erregte wiederum die Ge-
müter der protestantischen Bevölkerung.
Man glaubte einmal wieder törichter Weise,
die protestantische Landeskirche sei bedroht.
Die Landschaft brachte daher die Sache
auf dem Reichstag zu Regensburg zur
Sprache. So weit war damals in Würt-
temberg die confessionelle Engherzigkeit
gediehen, daß man dem katholischen
Landesherrn nicht gestatten wollte, seinen
höchsten Festtag durch eine Procession öf-
fentlich zu feiern.
Am 16. Sept. 1749 gieng Maria
Augusta zum Besuche ihrer Mutter und
ihres Bruders auf 3 Wochen nach
Dischingen. Zurückgekehrt nach Stuttgart
ließ sie durch ihren Hofrat Schweizer
ein Stück Schwarzwildpret an den land-
schaftlichen engern Ausschuß schicken, wohl
zur Versöhnung, weil sie bei der Weg-
führung zweier Proselytenst nicht ganz
unbeteiligt war.
Am 24. Noo. wurde ihr die erbetene
Avancirung ihres vierteljährigen Depu-
tats mit 3000 fl. wegen effektiven Geld-
mangels abgelehnt und am 26. Nov.
trotz wiederholten Ersuchens darauf be-
harrt. Am 6. Dez. war -die Herzogin
Maria Angnsta in Heimsheim, von wo
sie sich mit einem neuen Ersuchen an die

y Im Jahre 1749 waren 2 vom katholischen
Glauben zum evangelischen iibergetretene Fremde
verhafiet und 1750 mutzten dieselben das Land
verlassen.
 
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