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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0001

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ein Deiblatt

zum Münchener Punsch HI. Band.

Sonntag. 1. 6. Jänner 1850.

Mönigliches Hof- un- Nalional-Tl)ea1er.

Dienstag, 1. Aänner. Die zerbrochene Tasse, Lustspiel
nach dem Französtschen von Friedrich. Hieraus:

Die Räuberkönigin, Ballet nach Perrot von Fenzl.

Die erste Neuigkeit, die uns zur Besprechung vorliegt, ist etwas Zer-
Lrochenes, nämlich eine Taffe, die eben in Scherben ging, weil ste
theilweise nicht in die rechten Hände kam. Wäre der Musiker Zsidor nicht
durch einen Sänger, sondern durch einen anerkannten Komiker ge-
geben worden, so hätte diese sranzosische Porzellansabrik-Arbeit, wie an sp
vielen andern Bühnen, möglicher Weise auch bei uns Anklang finden können.
So aber gestel nichts als der Schluß, unv das Publikum war sroh, als
die Scherben, die auch wir nicht zu kitten gedenken, wcggeräumt warcn.

Zum ersten Male hatten wir erfahren, daß auch unter den Räubern
das Königthum eingeführt ist — nur wissen wir nicht, ob die aus dem
Zettel angekündigte Räuberkönigin eine constitutionelle war; ven einer
so rcizenden Persönlichkeit wie Fräulein Scphie Fenzl könnte man sich jeden-
falls einigcn Absolutismus gesallcn lasscn. Das übersüllte Hans sah die-
sem neuen Ballet mit Spannung entgegen. Die Räuberkönigin erscheint,
rettet sogleich einen Maler Salvator Nosa aus den ,,Händen" ihreS Vol-
kes, und gibt ihm ihre Zuneigung durch die lieblichsten Tanzfiguren zu
verstehen. Eine Masse von Kindern, lauter vielversprechende Sprossen der
Räubcrbande, begeben sich als anziehende Staffagc in den Hintergrund,
wahrend im Vordergrund von den Damen militärische Erercitien aufge-
führt werven, mit einer Fertigkeit, als wären sie schon beim Leibregiment
gewesen. Wir vermißten bei dieser Privatunterhaltung des artigen
NäubervölkleinS eine komische Gruppe, etwa die Taschendieberei gra-
ziös dargestellt. — Plötzlich wird die Bande, wie der Theaterzettel
meldet, von einer Militärpatrouille überrascht; die Königin, wie eben-
 
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