MM-kM
ein Deiblatt
zum Münchener Punsch III. Band.
Sonntag. 45. 10. Novbr. 1850.
Vorbemerkungen zum Propheten.
Wenn es des Himmels Wille ist. in dessen Huld wir die Gesund-
heit unserer Sänger und Sängerinen andächtigst empsehlen, so wird der
Abend des 10. NovemberS denkwürdig in den Annalen des Münchener
Hoftheaters. Die Oper: der Prophet, in welcher der musikalische
Genius Meyerbeer sich von dem Bühnentalent Scribe durch alle merk-
würdigen, überraschenden Situationen und alle Kreuz- und Querpfade des
Essekts wie von einem Lohnlakai hindurchführen ließ und bei welcher
Deutschland noch das besondere Vergnügen hat, die von Herrn Rellstab in
Berlin oktroyirte Uebersetzung mitzugenießen — jene Oper, deren Name
das Schlagwort aller Repertoirs geworden, worin der Tondichter alle arti-
stischen Bundesauriliartruppen herbeirust: Tanz, Equilibristik, Malerei,
selbft Phystk und Gabeanismus (bei der aufgehenden Sonne); jene Oper,
die selbst im belagerten Wien Straßenausläufe verursachte, die dem Bklle-
tenwucher zu einer fabelhaften Großartigkeit verhalf, um deren willen
reiche Wiener im Nothfall sogar ihre Silberzwanziger aus dem Keller
holten — jene Oper, die als Gemeingut aller enthustastischen Seelen
gewissermassen auch einen Beitrag bildet zur Völkereinigung, die nun,
mit Ausnahme der gaserleuchteten Stadt München sast überall gegeben
wurde — soll nun auch hier in die Scene gesetzt werden, und zwar so
prächtig und glanzvoll, daß es scheint, als wäre unser Herr Jntendant
nur deßhalb nach Paris gereist, um zu beobachten, wie man die dortige
Auffübrung des Propheten übertreffen könne. Nicht nur die Künste, auch
fast alle Gewerbe waren seit langer Zeit im Jnteresse des Propheten
thätig, und Eingeweihte, denen es vergönnt war, sowvhl von dem mustka,
lischen, als auch von den Dekorations- und Situationsproben im Voraus
zu kosten, finden kaum Ausdrücke des Erstaunens und Lobes. Der Tem-
pel, die aufgehende Sonne, und vor allem das Schlittschuhlaufen im 3.
ein Deiblatt
zum Münchener Punsch III. Band.
Sonntag. 45. 10. Novbr. 1850.
Vorbemerkungen zum Propheten.
Wenn es des Himmels Wille ist. in dessen Huld wir die Gesund-
heit unserer Sänger und Sängerinen andächtigst empsehlen, so wird der
Abend des 10. NovemberS denkwürdig in den Annalen des Münchener
Hoftheaters. Die Oper: der Prophet, in welcher der musikalische
Genius Meyerbeer sich von dem Bühnentalent Scribe durch alle merk-
würdigen, überraschenden Situationen und alle Kreuz- und Querpfade des
Essekts wie von einem Lohnlakai hindurchführen ließ und bei welcher
Deutschland noch das besondere Vergnügen hat, die von Herrn Rellstab in
Berlin oktroyirte Uebersetzung mitzugenießen — jene Oper, deren Name
das Schlagwort aller Repertoirs geworden, worin der Tondichter alle arti-
stischen Bundesauriliartruppen herbeirust: Tanz, Equilibristik, Malerei,
selbft Phystk und Gabeanismus (bei der aufgehenden Sonne); jene Oper,
die selbst im belagerten Wien Straßenausläufe verursachte, die dem Bklle-
tenwucher zu einer fabelhaften Großartigkeit verhalf, um deren willen
reiche Wiener im Nothfall sogar ihre Silberzwanziger aus dem Keller
holten — jene Oper, die als Gemeingut aller enthustastischen Seelen
gewissermassen auch einen Beitrag bildet zur Völkereinigung, die nun,
mit Ausnahme der gaserleuchteten Stadt München sast überall gegeben
wurde — soll nun auch hier in die Scene gesetzt werden, und zwar so
prächtig und glanzvoll, daß es scheint, als wäre unser Herr Jntendant
nur deßhalb nach Paris gereist, um zu beobachten, wie man die dortige
Auffübrung des Propheten übertreffen könne. Nicht nur die Künste, auch
fast alle Gewerbe waren seit langer Zeit im Jnteresse des Propheten
thätig, und Eingeweihte, denen es vergönnt war, sowvhl von dem mustka,
lischen, als auch von den Dekorations- und Situationsproben im Voraus
zu kosten, finden kaum Ausdrücke des Erstaunens und Lobes. Der Tem-
pel, die aufgehende Sonne, und vor allem das Schlittschuhlaufen im 3.