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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0033

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ein Deiblalt

zmn Münchener Punsch III. Band.

Sonntag. 9. 3. März 1850«

Mönigliches Hof- und Mational-Theater.

Dinstag den 26. Febr. (zum 1. Male) die Hochzeitreise
von Benedir. Da mit diesem Stückchen bereits das P rivat - Theater
in der Nesidenz eröffnet wurde, und somit die Darsteller die Wohlthat ei-
ner Hauptprobe genossen, so war man auf eine rasche Abwicklung gefaßt,
wie sie derlei Humoresken so vortheilhaft zu Statten kömmt. — Aber
man täuschte sich; es war keine Reise, wie man sie jetzt macht; weder
Lokomotive, noch andere Motive, weder Dialog-Krast, noch Ertra-Witze
waren zu finden. um die Strecke von zwei Akten mit amüsanter Schnellig-
keit zurückzulegen. Wir glauben gerecht zu sein, wenn wir die Schuld dcS
unbedeutenden Erfolges gleichmäßig auf Darstellung und Stück vertheilen.
Der erste Akt ist voll müßigen GeredeS, das, wenn selbst eine Handlung
da wäre, doch nicht dazu gehören würde. Erst am Schluße wird derZu-
schauer aus seiner unwillkürlichen Lethargie gerissen, indem der Held des
Stückes, ein Gymnasialprofessor, mit seiner frisch Vermählten ankommt,
die Uhr zieht, feiner Gewohnheit nach um diese Stunde in's Casino geht,
und die junge Frau stehen läßt. Zm zweitcn Akt gelingt es dicsem jungen Ge-
schöpfe, in dem Professor die Liebe zu den Antiquitäten zu untergraben, und eine
eingepuppte philologische Naupe in einen verliebtcn, lustigen Schmettcrling
zu verwandeln. Der Schluß des Stückes ist, daß der Gymnasialprofessor,
der Jahre hindurch das Alterthum mit wahrem FanatiSmus studirte, nun
plötzlich die Classiker alte Esel heißt. — Es hat zwar schon Professoren
gegeben, die sich der ernsten Theorien und der archäologischen Studien so
sehr entschlagen konnten, daß sie sogar als dramatische Prüfungs-Comite-
Mitglieder Birchpfeiffer'sche Effektstücke und Nestroy'sche Possen lasen und
gründlicheBeurtheilungen daüber niederschrieben — aber so ein Professor,
 
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