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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0021

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zum Münchener Punsch III. Band.

Sonntag. 10. Februar t850.

Münchener Zuschauer.

Die Ansführung der für den Faschingsdinstag beftimmten Pcffe „der
neue Robinson" von Feldmann und Bertram ift nun auch dcn an unscrer
Bühne fo heftig grafsirenden Unpäßlichkeiten erlegen, indem sich Herrn
Sigl' s Fußleiden verfchlimmerte, eine veränderte Besetzung abcr aus
Delikatesse für das leidende Mitglied, welchcs bereits dic ganze Rolle stu-
dirt hatte, von den Versassern nicht gewünscht wurde. Wir stnd wett ent-
fernt, dem Unterbleiben dieses Stückes eine Wichtigkeit beizulegen, bctrach-
ten es aber als cin neues schlagendes Beispiel, wie bei uns über jeder
Vorstellung cin Damoklesschwert hängt, wie eine Bouteille Wcin, ein
Luftzug, ein hartes Beessteak — kurz die geringfügigsten Dinge sahig
stnd, das ganze Repertoir umzustossen; es wäre fast nothwendig, daß
nnsere hervorragenden Mitglieder in Baumwolle gepackt und nnter Glas-
glocken gesetzt würden—denn eine einzige Unpäßlichkeit — und die Confu-
sion ist da, und wenn nicht das „Sololuftspiel" oder die „lebendig todten
Eheleute" aushelfen, so muß das Theater geschloßcn werden. Bei uns
stnd vicle Fächer nur einmal, die meisten gar nicht und gar keineS voll-
ständig besetzt. Doch trifft man an keiner Bühne Schauspieler von so
gutem Willen, und ein Publikum von foich gutmüthiger Genügsamkeit.
Wir verweisen in ersterer Beziehung nur auf die Masfe und die Verschie-
denartigkeit dcr von H. H. Sigl, Lang und Christen und vcn Madame
Diez gespielten Rollen; betreffs der Gutmüthigkeit des Publikums jevoch,
fo hat stch diese schon zu oft im Uebermaaße bewährt, und der Münche-
ner Gaumen wird stch ncch lange Zeit altgebackcne oder ungeschlachte
Speisen präsentiren lassen. Cs geschieht sehr wenig, um die seiner Ge-
bilveten zu befriedigen, und nvch weniger, um die Massen anzuziehen.
— Der eine Theil der Spern kann nicht gegeben werden, weil wir war-
ten müssen, bis Fräulein Hefner in Paris eine erste Sängerin gewordeu
ist'. andere, (z. B. Mozart'sche, Meyerbeer'sche) werden deßhalb nicht ge-
 
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