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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0041

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MM-kM

ein Veiblatt

zum Münchener Punsch III. Band.

Sonntag. 11. 17. März 1850.

München, 15. März. Durch viele bayrische Blätter läuft die
Erzählung eineS VorfalleS im hiesigen Museum, deren Entstellungen uns
veranlassen, über die Sache, wie sie wirklich war, einige Worte zu ver-
lieren. Ein hiesiger Literat, Herr Wollmuth — wir glauben wenigstenS,
er ist Literat, obgleich wir es nicht beweisen können — kündigte für Sam-
stag den 9. März für die Gesellschaft Museum eine Vorlesung an über
daS deutsche Theater im Allgemeinen und das Münchener Hostheater inS-
befondere. Sonderbar sanden wir es, daß Jemand über die deutschen
Theater vortragen wollte, der dieselben noch gar nicht gesehen hat, und
in dieser Beziehung die Leipziger Chronik und ein paar andere belle-
tristische Blätter, die im Leseverein aufliegen, als einzige Ersahrungsquelle
besitzt; natürlich aber fchien es uns, daß ein strebendes Talent Gelegen-
heit sucht, langverhaltene Gefühle über die Leiter einer Kunstanstalt
auszugieffen, welche ein Stück zurückwiesen, das nach der heiligsten Ueber-
zeugung des Verfassers zu den vortrefflichsten gehört, die seit langer Zeit
eingereicht wurden. Wir hegten deßhalb die pikantesten Erwartungen, und
fühlten uns dem Vorleser für die Zusendung einer Eintrittskarte zum
freundlichsten Danke verpflichtet, um so mehr als wir ein zahlreicheS und
auSgewähltes Publikum trafen, das eben so begierig schien, die Ansichten
deS Herrn Wollmuth vom deutschen und vom Münchener Theater zu ver-
nehmen. Wir bemerkten auch ein paar Mitglieder des dramatischen Prü-
sungscomites, die auf ihren Theil gefaßt fein mochten, denn sie hatten ja
die zerbrochene Tasse, den Mazarin, den neuen Nobinson und anderes be-
gutachtet, und dagegen wirklich gute Sachen einstimmig zurückgewiesen,
wofür sie denn auch die NemesiS in Gestalt einer Vorlesung erreichen
sollte. — Herr Wollmuth fing an, nannte die Kunft daS einzige Palla-
dium inmitten unserer „politischen Misere" u. s. f. worauf einige vortreff-
liche Sätze folgten, die er nämlich aus Schillers Schriften zitirte — nach
welchen Präliminarien die eigentliche Quintessenz kam, wobei der März
 
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