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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0061

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MM-klM

ein Deiblalt

zum Münchener Punsch III. Band.

Sonntag. 16. 21. April 1850.

Münchener Zuschauer.

(B o m freien Eintritt ins Theater.) Die Freibillets bilden
aller Orten eine stehende Klagrubrik. Sie gehören in jene Kategorie
nothwendiger Uebel, die vom ganzen Organismus des TheaterS unzer-
trennlich sind. Die Freibillete sind aber nicht selten sür das Parterre ein
unentbehrliches Surrogat, wo ein veraltetes Nepertoir, eine pitoyable Be-
setzung nicht mehr ziehen wollen. Unter solchen Umständen thätcn auch
zuweilen für diejenigen sogar Prämien Noth, welche nur Freibillcts neh-
men wollen. Hier trifft sich's gar oft, daß man ein Theaterbillet nicht
geschenkt an den Mann bringen kann. Wer z. B. neulich das klassische
Werk „Wallensteins Tod" in seiner neulichen Besetzung nochmals ansehen
sollte, — wird er dieß vielleicht um den Preis eines Freibillets thun?
Oh — mit nichten! So wird gar manch' treffliche, auch manch' alltäg-
liche Kost in der Art ungenießbar ausgewärmt, daß auch der sreibillctliche
Heißhunger davon zu kosten wcnig versucht wird. Die Gastronomcn un-
seres Theaters oder vielmehr die Speisezettelmacher sorgen emsig dafür,
daß die Leute sich immer bei gutem Appetit erhalten. Kömmt nun ein-
mal ein feines Gericht auf die Tasel — dann werden sogleich die Thüren
geschlossen und die Freibillets sehen sich hinausgesperrt. Wir wollen jetzt
nicht näher aus die Verhältnisse der seit lange darniederliegenden Opcr
cingehen. Eine gute Oper ist in unserem Theater ein seltener Gast;
selbst ConversationSopern können nicht genügend besetzt werden. Das zah-
lende Publikum drängt sich gleichwohl zu denselben und das Nichtzahlende
mag draußen bleiben. Nur sollte es immer bei solchen Fällen kund ge-
 
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