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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0097

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zum Münchener Punsch HI. Band

Sonntag. Z5. 23. Juni 1850.

Könrgliches Hos- und National-Theater.

18. J«ni. DieGünstlinge — von Charlot. Birchpfeiffer. —
Es wäre Ueberfluß, über eines der ältesten Stücke unserer dramatischen
Pandora noch eine Kritik zu unternehmen; daffelbe hat sich lange auf
dem Repertoir gehalten, und die einen erblicken darin einen Beweis für
deffen Vortrefflichkeit, die andern ziehen daraus ein nicht sehr günstigeö
Urtheil über den Geschmack des Zeitalters. Ma» gestatte nur, des Ein-
druckes zu erwähnen, den es auf den Neserenten machte. Eine gewiffe
Gattung von Schau- und Lustspielen — worunter das Glas Wasser je-
densalls das eleganteste— drehen sich «m völlig müßige dem Volk, und der
Geschichte gleichgiltige Dinge; das Ganze wird von keiner sittlichen Jdee
belebt, wie dieß selbst bci guten Possen der Fall ist; die Basis ist zn
seicht und locker, als daß dem Publikum daraus ein ermmiternder oder
abschreckender, ein heiterer oder wehmüthiger Eindruck erwachsen könnte —
das Ganze dreht sich eigentlich um nichts; denn es kann doch von keinem
Jntereffe sein, ob Katharina H. sich dieses oder jenes LiebhaberS erfreut,
ob sie in ihrem Boudoir guter oder schlechter Launen ist, und es dünkt
unS vollends widerlich, die Kaiserin von St aats v errath sprechen z«
hören, wenn sich ein Osfizier lieber bei einer jungcn Prinzessin einfindet, als
bei der vierzigjährigen Majestät. Derlei Palastklatschereien könnten höch-
stens dann von pikanter Wirkung sein, wenn wir darin wirklich den Ton,
das Getriebe und Leben verdorbener Höse kennen lernen könnten, was
aber Frau Birchpfeiffer keineswegs zu eopiren im Stande ist. Bei diesen
Reflerionen konnte uns die Bühnensertigkeit, womit diese Kabinetsskandale
in 4 Akte vertheilt sind, nicht bestechen. Daö Nachspiel ist dem Effekt,
den die „Günstlinge" bei empfänglichen Zuschauern bezwecken können, vol-
 
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