zum Münchener Punsch III. Band.
Sonntag. 46. 17. Novbr. 1850.
Königliches Hof- und National-Theater.
Sonntag, don 10. Nov. (Zum ersten Male.) Der Prophet, große
Oper in 5 Akten nach Scribe bearbeitet von Rellstab, Musik vonMeyer-
beer. Nie ward einem Tonwerk und dessen erstmaliger Aufführung an
unserer Bühne mit höherer Spannung entgegengesehen, als dem Prophe-
ten, der endlich, als die „Fülle der Zeiten", resp. der Proben u. Arrange-
ments gekommen war, auf den Brettern erschien. Wie schwierig war es,
unter der Maffe von geräuschvollen Abwechslungen, Effekten, Applausen
und Verwunderungen, einer ruhigen Betrachtung nachzuhängen, und bei
dem großen Umfang des Stoffes kann in dieser Kürze dcr Zeit wohl kein
Urtheil Anspruch auf Vollständigkei't machen. Das bereits in diesen Vlät-
tern zergliederte Sujet berühren wir heute nur in seinen Bezichungen zur
Composition; denn gerade bei dieser Oper ist der Kritiker auf Hervorheb-
ung der verschiedenen Einzelheiten hingewiesen, aus denen die Oper zusam-
mengesetzt ist. Vom dramatisch-musikalischen Standpunkte auS dünkt uns
der „Prophet" weder Tragödie noch Komödie, noch eine eigentliche Oper,
sondern eine höchst geschickte Compilirung von Effekten, somohl dramati-
schen, als musikalischen. Wir halten den Begriff „geschickt" feft bei allem,
was wir im Propheten als „schön" bezeichnen; wir finden gepriesene
Stellen „geschitlt" schön, nicht „gefühlt" schön; AlleS ist so herrlich
„gemacht" und so tief „gedacht", aber nicht gefühlt. — Großar-
tige Effektpunkte sind: die Szene im 2. Akte zwischen Johann, Oberthal,
Bertha und Fides, das Finale des dritten Aktes, die Ereigniffe im Dom
u. s. w. Jn's Einzelne gehend bemerken wir gleich von vorneherein den
Mangel einer Ouverture. Eine solche ist zwar nicht nothwendig, aber
doch wünschenswcrth.
Sonntag. 46. 17. Novbr. 1850.
Königliches Hof- und National-Theater.
Sonntag, don 10. Nov. (Zum ersten Male.) Der Prophet, große
Oper in 5 Akten nach Scribe bearbeitet von Rellstab, Musik vonMeyer-
beer. Nie ward einem Tonwerk und dessen erstmaliger Aufführung an
unserer Bühne mit höherer Spannung entgegengesehen, als dem Prophe-
ten, der endlich, als die „Fülle der Zeiten", resp. der Proben u. Arrange-
ments gekommen war, auf den Brettern erschien. Wie schwierig war es,
unter der Maffe von geräuschvollen Abwechslungen, Effekten, Applausen
und Verwunderungen, einer ruhigen Betrachtung nachzuhängen, und bei
dem großen Umfang des Stoffes kann in dieser Kürze dcr Zeit wohl kein
Urtheil Anspruch auf Vollständigkei't machen. Das bereits in diesen Vlät-
tern zergliederte Sujet berühren wir heute nur in seinen Bezichungen zur
Composition; denn gerade bei dieser Oper ist der Kritiker auf Hervorheb-
ung der verschiedenen Einzelheiten hingewiesen, aus denen die Oper zusam-
mengesetzt ist. Vom dramatisch-musikalischen Standpunkte auS dünkt uns
der „Prophet" weder Tragödie noch Komödie, noch eine eigentliche Oper,
sondern eine höchst geschickte Compilirung von Effekten, somohl dramati-
schen, als musikalischen. Wir halten den Begriff „geschickt" feft bei allem,
was wir im Propheten als „schön" bezeichnen; wir finden gepriesene
Stellen „geschitlt" schön, nicht „gefühlt" schön; AlleS ist so herrlich
„gemacht" und so tief „gedacht", aber nicht gefühlt. — Großar-
tige Effektpunkte sind: die Szene im 2. Akte zwischen Johann, Oberthal,
Bertha und Fides, das Finale des dritten Aktes, die Ereigniffe im Dom
u. s. w. Jn's Einzelne gehend bemerken wir gleich von vorneherein den
Mangel einer Ouverture. Eine solche ist zwar nicht nothwendig, aber
doch wünschenswcrth.