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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0157

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ein Deiblatl

zum Münchener Punsch IH. Band.

Sonntag. 40. 6. October t850.

Mönigliches Hof- und Natronal-Thealer.

München, 4. Okt. Als wir es unternahmen, in diesen Blättern
den musikalischen Theil unserer Hosbühne abzuhandeln, geschah es in der
Absicht, uns über Kunstanschauung überhaupt auszusprechen, und über
hiesige Kunstleistungen ein unbefangenes, unabhängiges Urtheil niederzu-
legen. Da wir nicht zu den Mufikern ex xrokesso gehören, so müffen
wir es uns wohl gesallen lassen, wenn man uns zu den „Dilettanten"
zählt; nur möchten wir uns verwahren gegen jenen Drlettantismus, der
sich lediglich aus einigeKlavierspielerei beschränkt, und im übrigcn auf deS
Meisters Worte schwört, oder gar die in der Unterhaltung, bei Morgen-
besuchen oder auf Spaziergängen über die Oper fallenden Gespräche als
Kunsturtheile gelten läßt. Wir waren bestrebt, für unsern DilettantiSmus
eine tiefere Basis zu suchen. — Wir sind weder sür noch gegen jemand
eingenommen; wir stehenallenPersonen der Oper ferne — nur der Sache
sind wir nahe, und mit warmem Herzen. Um fo mehr thut es uns leid,
hören zu müssen, daß unsere Objektivität Anftoß gefunden hat. Das Stre-
ben nach Vollkommenheit, das künstlerische Bewußtsein kann sich durch
keine unbefangene Kritik beleivigt fühlen; durch das öffentliche Urtheil
verletzt zu werden, ist ein Zeichen der Schwäche. — So viel wir hörten,
hat eine bekannte Kunstautorität unsern Aufsätzen vorgeworfen, daß sie
„Grobheiten" enthielten. Wollte Gott, wir wären falsch berichtet, aber
jene Aeußerung ist gewiß wahr, denn sie ist ein zu charakteristisches Kenn-
zeichen gewisser Leute, die das Lob als etwas sich von selbst verstehendes
einschlürsen so wie man die Luft oder den Sonnenschein genießt — aber
so selbstgefällig ruhig sie beim Lobe bleiben, so ungestüm gebahren sie sich
bei dem leisesten Tadel; — sie wähnen, die Kritik könne nur zweierlei
fein — Schmeichelei oder Grobheit. Unsere Devise ist die Wahrheit —
es freut uns, wenn sie allen angcnehm, wir bedauern, wenn ste einigen
unangenehm scin solite. Ueber den Vorwurf der „Grobheit" gehen wir
 
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