Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Theater-Pfeile — 1850

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0163

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ein Deiblalt

zum Münchener Punsch III. Band.

Sonntag. 42. 20. October 1850.

Mönrgliches Hof- und National-Tl)eater.

Die Rachel.

Di'e größte lebende Tragödin, als welche der von der Weltstadt an
der Sei'ne über Europa ergangene Nuf die Nachel längst angekündigt
hat, ist vor daS deutsche Publikum getreten; die französische Künstlerin
fordert das deutsche Urtheil in die Schranken und es muß sich zeigen, ob
die zur höchsten romantischen Bizarrerie gesteigerte Leidenschaft, wo-
durch Dem. Rachel der altfranzösischen Tragödie neue Neize entlockt, nur
von französischem Geschmacke gewiegt wird, oder vb sie die Trägerin jenes
göttlichen Funkens ist, der auf alleMenschen seine entzündende Krast übt;
ob jene höhere Genialität der Kunst, die allüberall ihre Heimath findet,
hi er ihre Anrechte zur Geltung bringt. — Nach den großen Erfolgen der
K ünstlerin an den deutschen Bühnen zu Wien, Berlin und Dresden würde
jeder Zweifel von selbst entschwinden, wenn nicht die alltägliche Nachbe-
tung des französischen Geschmackes zu Bedenklichkeiten berechtigte. Es sei
uns daher vergönnt, unser eigenesUrtheil von unsercm d eutsche n Stand-
punkte aus hier niederzulegen. Wir sahen bis jetzt ihre ertmillö und
Ilermivue in,,1.68 öoraoes" und „^näromngue". — Oorueille und Us-
eiü6 haben hier außerordentliche tragische Vorwürse gegeben, wo antike
Kraft und Größe zum großartigsten Ausdruck gelangen kann. Jn beiden
Charakteren spiegelt sich keine gewöhnliche Schwäche, Weichheit oder Sinn-
lichkeit des Weibes, nein, wir sehen hier theils leidenschastliche Aufre-
 
Annotationen