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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0069

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MM-klM

ein Deiblalt

zum Münchener Punsch m. Band.

Sonntag. 18. 5. Mal t850.

Mönigliches Hof- unÄ National-Theater.

Die zweite Gastrolle der Mad. Viata-Mittermayer als Des-
demona in Nossini'ö Othello gewährte einen wohlthuenden Sonnen-Blick
in> das immer mehr verödendcn Reich dramatischer Gesangskunst. Zeigen
sich auch ihre Stimmmittel hie und da etwas ermüdet, so besitzt sie doch
eine Schule, wo Correktheit und prägnanter Geschmack fich schwefterlich die
Hand reichen. Die Gefühlsinnigkeit bis zum Momente des leideuschastlichen
Ringens mit dem blutdürstenden Gemahl war ein natürlicher Schmelz
wahrer und warmer Empfindung, wobei die Gränzen des Schönen keinen
Augenblick verlassen wurden. Das Duett mit Emilie, das Finale des zwei-
ten Nktes, vorzüglich aber die Preghiera bildeten die Glanzpunkte ihrer
Gesangsleistung, während das Finale des dritten Aktes als Musterbild dra-
matischer Darstellung erschien. Herrn Härtinger's Othello ist
längst rühmlich bekannt, und mituuter bemerkbare Schwächen der Stimme
hatten gewiß nur momentane Ursachen. Ueberrascht waren wir von dem
Noderigo, eine bei frühere« Darstellungen sav scheincnde Rolle, die
aber durch den wackeren Vortrag und kernigen Gesang des Herrn Bran-
d e s, der dießmal wirklich — „sich sclbst übertraf," bedeutend am Znteresse
gewann. Herr Brandes erntete mehrfachen stürmischen Applaus. — Dem.
Stanko, deren hübscher Stimme mehr Ausbildung uud bessere Verwend-
ung zu wünschen wäre, leistete Gutes. Das szenische Arrangement ließ
viel zu wünschen übrig, noch mehr aber die Ausstattung. Die Costüme
 
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