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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0068

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Rechtsgelehrtcn holen, um mit demsclben über ein möglicheö Verbot des
sie persiflirendcn Stnckes nnd mögliche Einsperrung dcs Verfasiers Nück-
sprache zu nehmen.

Man sieht, die gute Frau gleicht in ihrer Anschaunngsweise ganz ei-
nigen confiskationölustigcn Bchöreen. Der junge Rechtsgelehcte gibt ihr
jedoch den vernünstigen Nath, ftatt die Satyre zn verfolgen, lieber die
Fehlcr abzulegen, wclchc die satyrischc Geissel auf sich lcnken. Um es kurz
zu machen — sie geht aus diese Zdee ein, beschließt noch in dieser Nacht
in Begleitung des „ehrcnrctteudcn" Nechtsgclehrten den alten Schwieger-
vater vom Lande hercinzuholen, wobci sie Mann und Sticstochter in größ-
ter Fröhlichkeit antrifft, selbst mit den Bauern tanzt und die gnädige Frau
gänzlich abschüttelt. Jn die Stact zurückgekchrt trägt sie einfache Klei-
der, vcrkaust im Laden Gries und Mchl, schnarrt eincn vcrschuleetcn Wind-
beutel, der zuerst hoch in Gunft gestanden, und sogar als Bräutigam der
Stiestochter gegoltcn hat, kurzwea ab, wird zur sörmlichen Philisterin und
wünscht nur den anoriymcn Dichter, deffcu satyrisches Wcrk an ihr zur
moralischcn Medi'zin geworden ist, kcnneu zu lcrnen. Nm die verlorne
Achtung wieder zu erringen, gibt sich der eben genaimte Windbeutel für
den Vcrfasser dicscr „Morality" auö — der aber gerade den verkehrten
Zweck erreicht, indem er als perfiver Schmarotzer, der nur die Schwäche»
des Hauses ausspionirte, um einc Eomödie daraus zu drechseln zum ersten
Mal, und nachdem er widerrufen als Lügncr zum 2 ten Mal hinausgcworfen wird,
bis cs sich cndlich erklärt, daß der wahrc Vcrfasser jcner heilsamen Possc nie-
mand anderer ift, als der Ncchtsgelchrte selbst, der als Tantimne die
Tochter erster Ehe erhält — denn von der zweitcn Frau, der Heldin des
StückeS besitzt der laut Theaterzettcl 50 Jahr altc ebrli'che Kornkäuflcr
kein Kind. Unter dcn gcmischten Witzen befinven sich sehr viel gute , so-
gar mehrere von wienerisch-poli'tischem Austrich. Herr Sigl hatte unglück-
lichcr Wcise ein paar rcaktionär riechcnve Couplcts zu siugcn, tie durch-
fielen, (bei einem Aussall gegcn die Jagdsreihei't wollte 1 Zuhör er im
zweitcn (adeligen) Nang zn klatschen aufangcn), währcnd die nciltraleii des
Herrn Lang sehr gesielcn, DaS Ductt zwischcn Hercu Sigl uud Frau
Die; war von bester Wirkung, sowic die Musik überhaupt das Geschick
der Wiener Komponisten in diesem Fach aus's Ncuc bcurkundet. Das
Spiel war, einige Langsamkeiten und Versprcchungcn abgezählt, ein gc-
rundetes. Der Zweck der Unterhaltung ist durch das Stück errcicht, was
sich bei der Wicderholung vermuthlich bcwähreu dürste.

Das bekanute Lustspicl dcs Hrn. v. Plötz, „der verwunschcne Prinz",
ist uunmehr iu's Spanische übersetzt, und wird, wie französische Blätter
melden, auf spanischcn Theatcrn unter dem Litcl „el in-incipo rmimtero"
mit großem Beisall gcgcben.
 
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