Theater-Pfeile (1850)

ein Deiblalt

zum Münchener Punsch IH. Band.

Sonntag. 7*. 17.Fcbruar 1850.

München, den 15. Febr.

Leopold Feldmann nimmt Abschied von seinem Geburtslande
Vayern, scheidet von dem Schauplatz seines bisherigen schöpserischen Wir-
kens, verlaßt Münchcn, von wo aus scit 12 Jahren seine Geistesprodukte
sich einenWeg durch ganz Dcutschlandbahnten. Feldmann's Name ge-
hört zu den wenigen bayrischen CelebritLten, die außerhalb ihrer specifi-
schen Heimath einen gutcn Klang behauptcn. Es gibt kein Städtchen,
keinen Winkel in unserem großen deutschen Vaterlande, wohin nicht scin
Nuf gedrungen. Aus allen Hof- u. auf den Provinzialtheatern, auf am-
bulanten Dorfbühnen, überall wurden seine Lustspiele gegebcn und mit Ver-
gnügen gesehen. Wenn Jemand Anchruch auf das Prädikat eineö „deut-
schen OriginalluftspieldichterS" besitzt, so ift es Feldmann, und Münchcn
glaubten wir bisher, habe llrsache sich etwas darauf zu gut zu halten, daß
dieserMann ihm angehöre. München sah zuerst jene bcsieren feiner Wcrke,
die nachher die Runde durch ganz Deutschland machten; die Münchencr
Hof-undNaticnalbühne erntete auch noch anderweitige Bezüge seineS Witzes
und Humors. Wenn unsere beidcn Komiker Lang nnd Sigl ost die
Lachmuskeln des Publicums durch Couplets voll Laune unv Satyre er-
schütterten, wenn manchmal cine laugweilige Posse durch cinen einzigen
glücklich angebrachten Witz gcrcttet wurde, war Feldmann's GeniuS
fast immer mit im Spiele.

Wien, das uns schon manch Klcinod, in der letzten Zeit erst wie-
der den Professor Steinheil entführte, zog auch diesen Mann an sich, der
sür unsere eigene Bühne so nützlich sein könnte. Alle größeren Bühncn
fühlen in neucrcr Zeit, wo es mit der Kunst ohnedieß immer mehr ab-
wärts geht, das Bedürfniß, artiftifche Leiter den technischen zur Seite
zu stellen. Dresden hat seinen Gutzkow, Wien den Laube und Berlin
ein Comitk literarischer Notabilitäten, welche sich mit der theatralischcn
SisyphuSarbeit befassen. Münchcn besitzt zwar seit einem Jahre auch ein