MM-kM
ein Deiblatt
zum Münchener Punsch III. Band.
Sonntag. 20. 19. Mai 1850.
Königliches Hof- und National-Theater.
Vergangenen Sonntag wurde uns von Mad. V ial a-Mitt ermay e r
Halevy's Jüdin vorgetragen, eine Parthie, welche sie in jüngster Zeit da-
hier erst einstudierte und dennoch mit einer solchen Präziston und künstleri-
-schen Vollendung vortrug, wie es eben nur von einer Sängerin von sol-
cher Bildung und Schule zu erwarten ist. Kunst kommt von können
und kennen sagt Weber. Wer kennt ohne zu können, ist ein Theo-
retiker, wer ka n n ohne zu ken nen, ein Praktiker, der stch nur wenig
über den Handwerker erhebt. Der wahre Künstler und das wahre Genie
verbindet können und kennen, und in ihm wohnt das Jdeal oder die
höchste Jdee. Und so begrüßen wir sreudig Mad. Viala-Mittermayer als
eine ächte Priestcrin der Künst. Denn in ihr ist beides vereint und wir
haben nur den schon ausgesprochenen Wunsch zu wiederholen: Möchte Md.
Viala recht bald die Unsere werden.
Herrn Härtingers Eleazar gehört mit zu seinen besseren Lcistungen
und verdient, was den Gesang betrifft, das höchste Lob. Wenn Hr. Här-
tinger in der dramatischen Ausfassung dieser Rolle sich noch bewegen lassen
würde, die Manieren des Sack- und Betteljuden aufzugeben, so konnte
seine Darstellung nur dabei gewinnen. Gewiß ist es, dast Halevy's Zdeen-
gang in dieser Parthie eher einen in's Bereich des Drama's gehörenden Zu«
den zu schaffen dachte, als einen solchen, deffen Manieren dem Tandelmarkt
stch viel mehr nähern als dem Kothurn.
ein Deiblatt
zum Münchener Punsch III. Band.
Sonntag. 20. 19. Mai 1850.
Königliches Hof- und National-Theater.
Vergangenen Sonntag wurde uns von Mad. V ial a-Mitt ermay e r
Halevy's Jüdin vorgetragen, eine Parthie, welche sie in jüngster Zeit da-
hier erst einstudierte und dennoch mit einer solchen Präziston und künstleri-
-schen Vollendung vortrug, wie es eben nur von einer Sängerin von sol-
cher Bildung und Schule zu erwarten ist. Kunst kommt von können
und kennen sagt Weber. Wer kennt ohne zu können, ist ein Theo-
retiker, wer ka n n ohne zu ken nen, ein Praktiker, der stch nur wenig
über den Handwerker erhebt. Der wahre Künstler und das wahre Genie
verbindet können und kennen, und in ihm wohnt das Jdeal oder die
höchste Jdee. Und so begrüßen wir sreudig Mad. Viala-Mittermayer als
eine ächte Priestcrin der Künst. Denn in ihr ist beides vereint und wir
haben nur den schon ausgesprochenen Wunsch zu wiederholen: Möchte Md.
Viala recht bald die Unsere werden.
Herrn Härtingers Eleazar gehört mit zu seinen besseren Lcistungen
und verdient, was den Gesang betrifft, das höchste Lob. Wenn Hr. Här-
tinger in der dramatischen Ausfassung dieser Rolle sich noch bewegen lassen
würde, die Manieren des Sack- und Betteljuden aufzugeben, so konnte
seine Darstellung nur dabei gewinnen. Gewiß ist es, dast Halevy's Zdeen-
gang in dieser Parthie eher einen in's Bereich des Drama's gehörenden Zu«
den zu schaffen dachte, als einen solchen, deffen Manieren dem Tandelmarkt
stch viel mehr nähern als dem Kothurn.