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langten diplomatischen Conzession zu zwingen. Unter den Vermummten
aber gibt sich plötzlich der Herzog von Orleans zu erkennen, entlarvt das
Bubenstück, und rettet Bolingbroke. Niemand weiß wie der Orleans un-
ter die Vermummten gekommen ist, aber es macht Effekt. Es ist große
Gefahr, daß der von dem legitinürtenKönigssohll erfundene und soschlecht
auSgeführte Skandal ruchbar werde, und Frau Maintenon sucht dem be-
le idigten Gesandten das Maul mit der Marquise von Villette zu stopfen,
der sich solches auch gefallen läßt. Man sieht, an dem Ganzenist nichts —
aber es macht Effekt! — Fräulein Dambök spielte die Marquise, wie sich's
von ihr erwarteu läßt, nämlich sehr gut. — Herr Schenk spielte den Louis
XIV., sah aber eher dem Bürgermeister vonKrähwinkel gleich, als benann-
tem Monarchen. — Jn dem Gemach der Frau Maintenon bemerkte man
ober ihrem Kamin den deutschen Adler; wir bitten die Regie, diesen ko-
mischen Mißstand das nächste Mal zu entsernen.
Mitt wcch, 30. Okt. Die Karlsschüler. — Herr Keller —
Herzog Karl. Wir bedauern, bemerken zu müssen, daß der Gast an die-
ser Rolle, deren einziger Repräsentant Jost uns stets vor Augen schwebte,
-- gänzlich gescheitert ist. Kein Anstand, keine Charakterzeichnung, keine
Mimik. Herr Keller hat ein starkes sonores Organ, verfiel aber manch-
mal in ein undeutliches Bellen, und verfehlte jegliche Wirkung. Produzirt
sich der verehrliche Gast noch einmal im gemüthlichen Fache, wie in Her-
mann und Dorothea — so ist das Resultat gewiß wieder ein sreundlicheres.
Allgemeiner Theater-Sprechsaal.
Saphir errichtet in Wien ein Deklamations- und Privattheater. Er-
steres wird nur sür einen kleineren Kreis von Schulen ins Leben treten.
Jenny Lind hat in Boston acht Konzerte gegeben, die 170,000
Doll. brachten (1 Doll. 2 st. 30 kr.). Die Nachtigall geht von Boston
über New-Uork nach Philadelphia, Baltimore, Charlestown, Havanna,
New-Orleans, Cincinnati, Pitsburg w. Sie denkt vor ihrer Rückkehr nach
London, wo sie im Jahre 1851 die „Weltmeffe" verherrlichen soll noch
80 Mal zu singen. Das gibt etwa eine Million Dollars. Doch muß
man nicht vergessen, daß die Ausgaben für das mit ihr reisende Orchester
nicht unbedeutend sind.
Das neueste Stück dkr Frau vr. Bir ch - Pfei fser , das „Forft-
haus" ist bereits in Petersburg mit immensem Erfolge zum ersten Male
zur Aufführung gelangt.
(Traurige Veränderung.) Daö Theater in Kiel ist gegenwärtig in
ein Lazareth verwandelt.
Es wird versichert, Jenny Lind habe von ihrer amerikanischen
Ernte 175,000 Dollar zur Gründung von Schulen in ihrem Vaterland
bestimmt.
langten diplomatischen Conzession zu zwingen. Unter den Vermummten
aber gibt sich plötzlich der Herzog von Orleans zu erkennen, entlarvt das
Bubenstück, und rettet Bolingbroke. Niemand weiß wie der Orleans un-
ter die Vermummten gekommen ist, aber es macht Effekt. Es ist große
Gefahr, daß der von dem legitinürtenKönigssohll erfundene und soschlecht
auSgeführte Skandal ruchbar werde, und Frau Maintenon sucht dem be-
le idigten Gesandten das Maul mit der Marquise von Villette zu stopfen,
der sich solches auch gefallen läßt. Man sieht, an dem Ganzenist nichts —
aber es macht Effekt! — Fräulein Dambök spielte die Marquise, wie sich's
von ihr erwarteu läßt, nämlich sehr gut. — Herr Schenk spielte den Louis
XIV., sah aber eher dem Bürgermeister vonKrähwinkel gleich, als benann-
tem Monarchen. — Jn dem Gemach der Frau Maintenon bemerkte man
ober ihrem Kamin den deutschen Adler; wir bitten die Regie, diesen ko-
mischen Mißstand das nächste Mal zu entsernen.
Mitt wcch, 30. Okt. Die Karlsschüler. — Herr Keller —
Herzog Karl. Wir bedauern, bemerken zu müssen, daß der Gast an die-
ser Rolle, deren einziger Repräsentant Jost uns stets vor Augen schwebte,
-- gänzlich gescheitert ist. Kein Anstand, keine Charakterzeichnung, keine
Mimik. Herr Keller hat ein starkes sonores Organ, verfiel aber manch-
mal in ein undeutliches Bellen, und verfehlte jegliche Wirkung. Produzirt
sich der verehrliche Gast noch einmal im gemüthlichen Fache, wie in Her-
mann und Dorothea — so ist das Resultat gewiß wieder ein sreundlicheres.
Allgemeiner Theater-Sprechsaal.
Saphir errichtet in Wien ein Deklamations- und Privattheater. Er-
steres wird nur sür einen kleineren Kreis von Schulen ins Leben treten.
Jenny Lind hat in Boston acht Konzerte gegeben, die 170,000
Doll. brachten (1 Doll. 2 st. 30 kr.). Die Nachtigall geht von Boston
über New-Uork nach Philadelphia, Baltimore, Charlestown, Havanna,
New-Orleans, Cincinnati, Pitsburg w. Sie denkt vor ihrer Rückkehr nach
London, wo sie im Jahre 1851 die „Weltmeffe" verherrlichen soll noch
80 Mal zu singen. Das gibt etwa eine Million Dollars. Doch muß
man nicht vergessen, daß die Ausgaben für das mit ihr reisende Orchester
nicht unbedeutend sind.
Das neueste Stück dkr Frau vr. Bir ch - Pfei fser , das „Forft-
haus" ist bereits in Petersburg mit immensem Erfolge zum ersten Male
zur Aufführung gelangt.
(Traurige Veränderung.) Daö Theater in Kiel ist gegenwärtig in
ein Lazareth verwandelt.
Es wird versichert, Jenny Lind habe von ihrer amerikanischen
Ernte 175,000 Dollar zur Gründung von Schulen in ihrem Vaterland
bestimmt.