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C'in iuiigcr Dvktrr, dcr sich ader von dem Ilcdakteur dadurch rinterschei-
det, dasi er etwas gelernt hat, sitzt da ohnc Patientcn, ohne Ruf und
ohne Geld — kommt aber durch dte erbärmlichsten Mittel zn einem ganz
vorzüglichen Zweck, nämlich durch marktschreierische Zeitungsberichte und
scheinbareu Vcrkauf scincr Schriftcn zu dem Ruhme cines gesuchtcu, ge-
lehrtcn und^glücklichcn Arzteö. Man erinnert sich hiebei einer Geschichte,
die vor einigen Zahrcn hier passirte, wo sich cinDoktor imTheater wäh-
rcnd desI Stückes immcrfort hinausrufeu licß, um die Leute glaubcn zu
macheu, er habc vor seinen vielen Paticntcn nicht einen Augenblick Ruhe.
Nun trat aber einmal der Logendiener in eincr boshasten Laune zu dem
Sitze des Arzteö, und sagte so laut, daß es die ganze Umgebuiig hörte:
„Herr Doktor, es ist schon wicderKeiner draiißen!" — Das Stück hat so
viel Uiiterhaltlicheö, die Geißel der Satyrc ist darin so glücklich gcschwmi-
gen, daß wir daö lange Wegbleiben dcsselben vom Repcrtoir nicht billi-
gen könncn. — Aus den Darstellern ragte Herr Jost, (Hr. v. Schwach-
heim) glänzend hervor. Diescr Mime aus der alten guten Schule, der
in dem Fach der komisch-gemüthlichen Alten gegenwärtig kaiim erreicht
wird, war wi'edcr ganz in seincm Clement. Ein bessereö Original eineö
gutmüthigen, gcschwätzigen, eitlen und geschäftigen „altcn Herrn" könnte
sich wcder dcr Genrcmaler noch der Novellist herauösuchcu. Zn dieser
Beziehung ist^Hcrr Joft sür unscre Bühue ein Besitzthum, welches sich
in langer Zeit ncch nicht abnntzcn wird. Wir wisscn, daß Herr Zcst,
desscn Rus in Dciitschland feststeht, weder hier noch auswärts eineö Lvbes
von unserer Seitc bedurst hättc, nnd sreuen uns nur, daß unsere Mein-
nng mit einem langjährigen Forum der Kunst und Wissenschaft harmonirt,
nnd daö ist die Beilagc der allgemcinen Zeitung. Dieselbe be-
spricht sein letztcS Gastspiel in Augöburg, und sagt unter Anderm übcr
seinen Fn'edrich Wilhclm l: „Jn Jcst'S Darstcllung deö bürgcrlich-be-
schränktcn, starrsinnigcn und doch dabei tüchtigcn und braven KönigS war
so viel Licht und Schattcn, so vicl Farbe und Körper, daß unö auch von
jenen unscheinbaren Brcttern (AugSburg) der höhere Vegrisf der
Schauspiclkuust lebcndig wurre!"
Müuchener Zuschauer.
München am 20. März. Gestern gcstattete die Zntendanz dcr
Frl. Schcrzcr, die sich bercits in Augöburg mit größcren Rollen schr
C'in iuiigcr Dvktrr, dcr sich ader von dem Ilcdakteur dadurch rinterschei-
det, dasi er etwas gelernt hat, sitzt da ohnc Patientcn, ohne Ruf und
ohne Geld — kommt aber durch dte erbärmlichsten Mittel zn einem ganz
vorzüglichen Zweck, nämlich durch marktschreierische Zeitungsberichte und
scheinbareu Vcrkauf scincr Schriftcn zu dem Ruhme cines gesuchtcu, ge-
lehrtcn und^glücklichcn Arzteö. Man erinnert sich hiebei einer Geschichte,
die vor einigen Zahrcn hier passirte, wo sich cinDoktor imTheater wäh-
rcnd desI Stückes immcrfort hinausrufeu licß, um die Leute glaubcn zu
macheu, er habc vor seinen vielen Paticntcn nicht einen Augenblick Ruhe.
Nun trat aber einmal der Logendiener in eincr boshasten Laune zu dem
Sitze des Arzteö, und sagte so laut, daß es die ganze Umgebuiig hörte:
„Herr Doktor, es ist schon wicderKeiner draiißen!" — Das Stück hat so
viel Uiiterhaltlicheö, die Geißel der Satyrc ist darin so glücklich gcschwmi-
gen, daß wir daö lange Wegbleiben dcsselben vom Repcrtoir nicht billi-
gen könncn. — Aus den Darstellern ragte Herr Jost, (Hr. v. Schwach-
heim) glänzend hervor. Diescr Mime aus der alten guten Schule, der
in dem Fach der komisch-gemüthlichen Alten gegenwärtig kaiim erreicht
wird, war wi'edcr ganz in seincm Clement. Ein bessereö Original eineö
gutmüthigen, gcschwätzigen, eitlen und geschäftigen „altcn Herrn" könnte
sich wcder dcr Genrcmaler noch der Novellist herauösuchcu. Zn dieser
Beziehung ist^Hcrr Joft sür unscre Bühue ein Besitzthum, welches sich
in langer Zeit ncch nicht abnntzcn wird. Wir wisscn, daß Herr Zcst,
desscn Rus in Dciitschland feststeht, weder hier noch auswärts eineö Lvbes
von unserer Seitc bedurst hättc, nnd sreuen uns nur, daß unsere Mein-
nng mit einem langjährigen Forum der Kunst und Wissenschaft harmonirt,
nnd daö ist die Beilagc der allgemcinen Zeitung. Dieselbe be-
spricht sein letztcS Gastspiel in Augöburg, und sagt unter Anderm übcr
seinen Fn'edrich Wilhclm l: „Jn Jcst'S Darstcllung deö bürgcrlich-be-
schränktcn, starrsinnigcn und doch dabei tüchtigcn und braven KönigS war
so viel Licht und Schattcn, so vicl Farbe und Körper, daß unö auch von
jenen unscheinbaren Brcttern (AugSburg) der höhere Vegrisf der
Schauspiclkuust lebcndig wurre!"
Müuchener Zuschauer.
München am 20. März. Gestern gcstattete die Zntendanz dcr
Frl. Schcrzcr, die sich bercits in Augöburg mit größcren Rollen schr