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Theater-Pfeile — 1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.25047#0128

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— 128 —

Thränen des Entzückens und der Schmerzen weinen. — Jch werde diesen
Abend nie vergessen, niemals! —

Hr. Lumley, der Eigenthümer der großen italienischen Oyer in
London hat zu Ehren Halevy's und Scribes, die ihm eben durch
ihre Oper so viel Geld eingebracht haben, einKünstler-ve-

jeuue gegeben, das seines Gleichen sucht. Zn seinem Park, etwa eine
Stunde von London, in Hammersmith, schreibt cin Augenzeuge, fing das
Frühstück um 4 Uhr Nachmittags an und dauerte bis zum andern
Morgen um dieselbe Stunde. Was fich von Notabilitäten in jeder Kunst
und Wiffenschaft in London findet, besonders natürlich in der Musik, sand
fich versammelt, zugleich mit der höchsten Noblesse. Außer Halcvy und
Scribe waren da : Thackeray , Dickens (Boz), Lady Morgan; die Sänge-
rinnen Frezzolini, Sonntag, Hayes; die Sänger Belletti, Lablache, Bo-
carde; die TLnzerinnen Taglioni, Grifi, Feraris; die Maler Landsur, Stan-
ley rc. zc., die ich nur aus Hunderten herausnenne, dazwischen der abge-
setzte Herzog von Braunschweig, der geschminkt wie ein schlechter italieni-
scher Theatertyrann aussieht, die indischen Prinzen mit ihrem Gefolge, die
in ihren yrachtvollen Goldftoffen, mit Diamanten besaet, und braunen Ge-
sschtern, uns arme Frackträger wie Fliegen um Leuchtkäfer erscheinen lie-
ßen. Das Alles lustwandelte in dem reizenden Park, der hart an der
Themse sich, wie alle englischen Gärten der Art, durch seine grünen Tep-
yiche und schön gefor mten kolossalen Baumgruyyen auszeichnet; die schönste
Sonne beschien die elegantestcn Morgentoiletten, in denen die hübschen
Engländerinnen wie bewegliche Blumenbeete yromenirten. Auf dem Was-
ser waren Wettrudern und andere nautische Spiele, auf dem Lande zwei
Musikbanden, die miteinander abwechselten, und alle zehn Schntte ein Zelt
mit Erfrischungen, die kein Ende zu nehmen schienen, Eis, Thee, Caffe
rc. rc. Um 5 Uhr war das eigentliche ve)euner, alle, etwa 500 Per-
sonen, setzten sich, und kalt und warm wurde servirt, was sich nur an De-
licateffen auftreiben läßt, Chamyagner stoß in Strömen. Bei einbrechen-
der Dunkelheit ward der ganze Park und das Haus illuminirt, auf dem
Wasser wurde ein yrächtiges Feuerwerk abgebrannt, das die Gaste bald
roth, bald grün erscheinen ließ; im Freien und im reich mit Blumen vcr-
zierten Schlosse begann der Tanz, den ein Souper endigte, welches ich
zwar nicht mehr erlebte, das aber das vejbuuer noch übertroffen haben soll.

(Eingesan dt.) Dem uuermüdlichen Kunsteifer des Hrn. Schön-
ch en ist es zu verdanken, daß durch dessen Streben schon manches Talent
gewcckt und dem Publikum immer Novitäten vorgesührt werden. So
singt morgen im yhilharmonischen Verein ein Fräulcin Staus aus
Prag, der schon ein vortheilhaster Rus vorausgehen soll.
 
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