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hoffnungsvollen Jüngling bereits auf einer Sommerwohnung der Czaarin,
wo er in der allerhöchsten Person zu seinem Staunen die von ihm be-
koste Dame erkennt. Fortwährend als Herzog von Kurland behandelt,
wirkt er vvrgeblich für einen Freund, in der That aber für sich selbst
die Befreiung aus der Festung und ein Avaneement zum Kapitän aus,
erklärt der Czaarin ols Prinz feine Liebe, umarmt sie. und bittet, ihn
ob dieses Berbrechens wieder in seine Gefangenschaft zurüclkehren zu laffen,
Doch die Czaarin sprlcht dem vermeintlichen Herzog ihreAncrkennung sür
seine Loyalität auS, und erklärt, er dürfe am Hofe bleiben. Welcher
Schreck für den Lieutenant, der nach seiner Rückkehr aus die Festung von
seiner Freilassung und seinem Avancement Gebrauch machen, und die Auf-
suchung des Herzogs von Kurland überlaffen wollte, wer Lust dazu hätte.
— Um es kurz zu machen — durch die verliebte Tochter deö Comman-
danlen erfährt endlich die Czaarin, daß ste dupirt ist, vergibt aber dem
Offizier, den ste ob seiner blutaufopsernden Loyalität höchst lieb gewon-
nen, und um ihn ja immer bei stch zu haben, ernennt sie ihn zum Kapi-
tän ihrer Leibgarde. — Herr Nichter spielte den Lieutenant zu lasciv.
Mittwoch 20. Nov. (beleuchtetes Haus) der Prophet. Alle
Näume des Theaters waren überfüllt, sowohl weil die königliche Ge-
burtsfeier viele ofstzielle Personen anzog, als auch weil alle Kunstsreunde
sich beeilten, von dem uns so lieb gewordenen Gaste Frau Viala-Mitter-
mayer Abschied zu nehmen. Jhr Engagement kam nicht zu Stande, also
beffer rasche Trennung, als pekuniäre Nachwehen. — (Dem Vernehmen
nach haben wir nächstens die Sängerin Palm-Spatzer als Gast zu erwar-
ten). Die Aussührung des Propheten war wieder in allen Tbeilen vor-
züglich, sowohl die Hauptparthieru als auchChöre, Arrangement undBal-
let. Dcr Schlittschuhtanz bildet stets einen Glanzpunkt der Unterhaltung.
Man sagt, die Jntendanz habe dem Balletcorps für die außerordentliche
Mühe, welche namentlich die Einstudierung eben dieseS Schlittschuhtanzes
verursachte, eine besondere Gratifikation zukommen lassen; di--
selbe ist wohl verdient.
Donnerstag 28. Nov. produzirte stch in unserm Kunst- und Musen-
tempel der 26 Zoll hohe Zwerg Admiral Tom Pouce, deffen Winzigkeit
allerdings interessant zu betrachten, aber das Herumtragen in den Logen
des ersten Ranges war sür das Parterre und die übrigen Ränge zum
Sterben langweilig, von den beiden Pantomimen und der monströsen
Tänzerin gar nicht zu reden. Die Unterhaltung beschränkte stch lediglich
aus Herrn Tom Pouce, und Herr Tom Pouce ist sehr klein.
Freita^, 39. Nov. „Viel Lärm um Nichts," Lustspiel von
Shakespeare, in Holtei'scher Bearbeitung. Das Spiel des Herrn Dahn
und der Fräulein Damböck, sowie die wahrhast klassiche Komik des Herrn
Jost erregte wahren Jubel. Uebcc das herrliche Stüä und dessen Ueber-
setznng das nächste Mcck
hoffnungsvollen Jüngling bereits auf einer Sommerwohnung der Czaarin,
wo er in der allerhöchsten Person zu seinem Staunen die von ihm be-
koste Dame erkennt. Fortwährend als Herzog von Kurland behandelt,
wirkt er vvrgeblich für einen Freund, in der That aber für sich selbst
die Befreiung aus der Festung und ein Avaneement zum Kapitän aus,
erklärt der Czaarin ols Prinz feine Liebe, umarmt sie. und bittet, ihn
ob dieses Berbrechens wieder in seine Gefangenschaft zurüclkehren zu laffen,
Doch die Czaarin sprlcht dem vermeintlichen Herzog ihreAncrkennung sür
seine Loyalität auS, und erklärt, er dürfe am Hofe bleiben. Welcher
Schreck für den Lieutenant, der nach seiner Rückkehr aus die Festung von
seiner Freilassung und seinem Avancement Gebrauch machen, und die Auf-
suchung des Herzogs von Kurland überlaffen wollte, wer Lust dazu hätte.
— Um es kurz zu machen — durch die verliebte Tochter deö Comman-
danlen erfährt endlich die Czaarin, daß ste dupirt ist, vergibt aber dem
Offizier, den ste ob seiner blutaufopsernden Loyalität höchst lieb gewon-
nen, und um ihn ja immer bei stch zu haben, ernennt sie ihn zum Kapi-
tän ihrer Leibgarde. — Herr Nichter spielte den Lieutenant zu lasciv.
Mittwoch 20. Nov. (beleuchtetes Haus) der Prophet. Alle
Näume des Theaters waren überfüllt, sowohl weil die königliche Ge-
burtsfeier viele ofstzielle Personen anzog, als auch weil alle Kunstsreunde
sich beeilten, von dem uns so lieb gewordenen Gaste Frau Viala-Mitter-
mayer Abschied zu nehmen. Jhr Engagement kam nicht zu Stande, also
beffer rasche Trennung, als pekuniäre Nachwehen. — (Dem Vernehmen
nach haben wir nächstens die Sängerin Palm-Spatzer als Gast zu erwar-
ten). Die Aussührung des Propheten war wieder in allen Tbeilen vor-
züglich, sowohl die Hauptparthieru als auchChöre, Arrangement undBal-
let. Dcr Schlittschuhtanz bildet stets einen Glanzpunkt der Unterhaltung.
Man sagt, die Jntendanz habe dem Balletcorps für die außerordentliche
Mühe, welche namentlich die Einstudierung eben dieseS Schlittschuhtanzes
verursachte, eine besondere Gratifikation zukommen lassen; di--
selbe ist wohl verdient.
Donnerstag 28. Nov. produzirte stch in unserm Kunst- und Musen-
tempel der 26 Zoll hohe Zwerg Admiral Tom Pouce, deffen Winzigkeit
allerdings interessant zu betrachten, aber das Herumtragen in den Logen
des ersten Ranges war sür das Parterre und die übrigen Ränge zum
Sterben langweilig, von den beiden Pantomimen und der monströsen
Tänzerin gar nicht zu reden. Die Unterhaltung beschränkte stch lediglich
aus Herrn Tom Pouce, und Herr Tom Pouce ist sehr klein.
Freita^, 39. Nov. „Viel Lärm um Nichts," Lustspiel von
Shakespeare, in Holtei'scher Bearbeitung. Das Spiel des Herrn Dahn
und der Fräulein Damböck, sowie die wahrhast klassiche Komik des Herrn
Jost erregte wahren Jubel. Uebcc das herrliche Stüä und dessen Ueber-
setznng das nächste Mcck