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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0016

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Das Devanagari-Alphabet bei Athanasius Kircher.

monumentis qua sacris qua profanis, nec non variis naturae et artis
spectaculis, aliarumque rerum memorabilium argumentis illustrata,
Amstelodami 1667. Die Erlaubnis zum Druck des Buches ist ge-
geben Romae 14 Novembris 1664. Da Kirchers China illustrata, in
den Kreisen der Indologen wenigstens, nicht sehr bekannt zu sein
scheint1, so wird es gestattet sein, einiges von dem, was für den
Indologen von Interesse sein muß, aus dem Buche herauszuheben.
Zunächst aber müssen wir des Mannes gedenken, dem Kircher
seine Mitteilungen über indische Mythologie, über die ,Buchstaben
der Brahmanen‘ und anderes, verdankt. Der Gewährsmann Kirchers
ist der Pater Heinrich Roth2 aus Augsburg3, der fast, ganz Indien
bereiste (Kircher, p. 90 sq.) und sich im Jahre 1653 in Agra nieder-
ließ, wo er Superior des Jesuitenkollegiums4 wurde5, und wo er
am 20. Juni 1668 starb. Um das Jahr 1664 verweilte Roth in Rom6,
wohin er sich begeben hatte, ,um neue Arbeiter zu werben1; und
es war wohl um diese Zeit, wo Kircher und Roth in Verkehr mit-
einander traten. Daß ein mündlicher Verkehr zwischen beiden

1) So erwähnt z. B. Benfey in seiner Geschichte der Sprachwissenschaft
(1869) S. 238 und 335 zwar den Missionar Heinrich Roth, aber von dessen Mit-
teilungen in Kirchers China illustrata sagt er nichts. Und doch war in dem
Kapitel ,Beachtung des Sanskrit durch Europäer bis zu der Einführung desselben
in die deutsche Wissenschaft1 S. 333ff. gewiß Anlaß dazu vorhanden, und Kirchers
Buch mußte ihm aus Hervas, Catälogo de las lenguas de las naciones conocidäs II
(Madrid 1801), p. 121. 123. 133 bekannt sein. Daß man das Sanskrit-Alphabet
in Kirchers China illustrata findet, ist auch angegeben worden von Adelung, Ver-
such einer Literatur der Sanskrit-Sprache, St. Petersburg 1830, S. 47. In der
zweiten Auflage seines Buches (1837) hat Adelung diese Angabe fortgelassen.
2) Kircher nennt ihn einmal Rhodius (p. 90); so auch Bayer (Commentarii
Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae III, p. 392), der hinzufügt:
Kircherus . . . eum etiam Roth nuncupat (!). Francois Bernier nennt ihn Roa
(Voyages II, p. 140ff).
3) , Augustanus1 (Kircher, p. 156); daher wohl ,Pat. Henr. Roth Augustiner
Ordens1 bei Baldaeus, Beschreibung der Ost-Indischen Küsten Malabar und Coro-
mandel, Amsterdam 1672, S. 469. Roth war Jesuit.
4) Gestiftet um 1620. Müllbauer, Geschichte der katholischen Missionen
in Ostindien (1851) S. 282. Bernier, Voyages II, 80.
5) Wenigstens wahrscheinlich (Müllbauer, S. 284). Kircher bezeichnet Roth
als den Neophytorum in Mogore Christianorum moderator (p. 49; cfr. pp. 83. 156).
6) Vgl. Backer, Bibliotheque des ecrivains I, 654. Wenn also Benfey,
■Geschichte der Sprachwissenschaft 238. 335 sagt, daß Roth im Jahre 1664 ernst-
lich Sanskrit erlernte, um mit den Brahmanen disputieren zu können, so kann
das unmöglich ganz richtig sein. Roths Sanskritstudien gehören sicher einer
früheren Zeit an. (Benfey beruft sich auf Schlegel; dieser gibt keine Quelle an.
 
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