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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0196

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182 Ihr sagt es, nicht ich!
möchte darauf hinweisen, daß die Erzählung vom Zwiebeldieb
eine gewisse Ähnlichkeit besitzt mit der weitverbreiteten mittel-
alterlichen Erzählung von dem Einsiedler, dem der Teufel die Wahl
läßt, entweder sich zu betrinken oder das Keuschheitsgelübde zu
brechen oder einen Mord zu begehen. Der Einsiedler hält die erste
Sünde für die unbedeutendste und wählt diese, wird aber trunken
und begeht nun in der Trunkenheit auch die beiden andern Sünden.
Reiche Literaturnachweise bei Bolte zu Martin Montanus, Schwank-
bücher (1899) S. 583, 657, und zu G. Wickram, Rollwagenbüchlein
(1903) S. 383; siehe auch Chauvin, Bibliographie des ouvrages
Arabes VIII, 129. Die wichtigsten Varianten sind neuerdings be-
sprochen worden von Karl Kümmell in seiner Inauguraldissertation:
Drei italienische Prosalegenden. (Euphrosyne, Eremit Johannes,
König im Ende), Halle 1906, S. 37—40. Wie Bolte angibt, hat
Pfeffel eine poetische Bearbeitung des Stoffes geliefert (abgedruckt
bei Kümmell a. a. 0., S. 39). Das Gedicht ist betitelt: ,Die Wahl/
Dieser Titel erinnert an die Überschrift, die Tendlau seiner Doppel-
geschichte von dem töricht wählenden Knecht und dem zögernden
Dieb gegeben hat: ,Die schlimme Wahl/

24. Ihr sagt es, nicht ich!
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 25, 402 — 408. 1915.)"
Unter dieser Überschrift hat M. Gaster, Germania 25, 287 drei
Texte zusammengestellt. Zunächst einen Abschnitt aus den Deut-
schen Sagen der Brüder Grimm2 (Nr. 395; Sage von Rodulf und
Rumetrud). Als der König (der Heruler) Rodulf fest auf die Tapfer-
keit der Heruler baute und ruhig Schachtafel spielte, hieß er einen
seiner Leute auf einen nahestehenden Baum steigen, daß er ihm
der Heruler Sieg (über die Langobarden) desto schneller verkündige;
doch mit der zugefügten Drohung: ,Meldest du mir von ihrer
Flucht, so ist dein Haupt verloren? Wie nun der Knecht
oben auf dem Baume stand, sah er, daß die Schlacht übel ging;
aber er wagte nicht zu sprechen, und erst wie das ganze Heer dem
Feinde den Rücken kehrte, brach er in die Worte aus: ,Weh dir
Herulerland, der Zorn des Himmels hat dich betroffen?
Das hörte Rodulf und sprach: ,Wie, fliehen meine Heruler?1 ,Nicht
ich’, rief jener, ,sondern du König hast dies Wort gesprochen1
(Quelle: Paulus Diaconus, Historia Langobardorum 1, 20).
 
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