Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neuindische Parallelen zu Jataka VI, 341, 22.

93

12. Nenindische Parallelen zu Jataka VI. 341. 22.
(Die Teichaufgabe.)
(Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 30. 151 — 162. 1916.)
Im Anschluß an meine Behandlung der Geschichte vom
strittigen Garnknäuel im Mahäummagga-Jataka (s. oben 26,
418 — 428) behandle ich hier eine andere Geschichte desselben
Jataka, die Geschichte, die unter dem' Stichwort talälvi ,Teich4
überliefert ist. Die Geschichte lautet:
An einem anderen Tage erhielten die Dorfbewohner folgende
Botschaft: .Der König (Ve-deha von Mithilä) wünscht das Wasser-
spiel zu spielen; sendet ihm daher einen neuen, mit fünf Lotusarten
bedeckten Teich zu; wenn ihr das nicht tut, so müßt ihr tausend
Guidon Strafe zahlen? Die Dorfbewohner meldeten das dem Pandit
(dem klugen Knaben Mahosadha). Der dachte ,da muß eine Gegen-
forderung1 gestellt werden4, ließ einige redegewandte Leute kommen
und sprach zu ihnen: ,Geht und spielt im Wasser, bis eure Augen
rot werden, dann begebt euch zum Tor des königlichen Palastes mit
nassen Haaren und triefenden Kleidern, mit Schlamm bedeckt und
Stricke, Stöcke und Erdklöße in den Händen tragend, und laßt eure
Ankunft melden. Wenn ihr die Erlaubnis (zum Eintritt) erhalten
habt, geht ihr hinein in den Palast und sprecht zum König: „Großer
König! Gemäß deinem Befehle an die Dorfbewohner, einen Teich zu
senden, hatten wir uns mit einem großen, für dich passenden Teich
auf den Weg gemacht. Dieser aber, da er bisher immer im Walde
gewohnt hatte, wurde, als er die Stadt mit ihren Mauern, Gräben
und Türmen erblickte, von Furcht erfaßt: er zerriß die Stricke (wo-
mit wir ihn gefesselt hatten) und floh in den Wald. Wir bearbeiteten
ihn mit Stöcken, Erdklößen usw., vermochten aber nicht, ihn zur
Rückkehr zu bewegen. Gib uns doch den alten Teich, den du
(einst) aus dem Walde geholt hast; wir wollen beide zusammenbinden
und dann hierher bringen!“ Wenn dann der König sagt: „Nie in
meinem Leben habe ich mir einen Teich aus dem Walde kommen
lassen, und niemals habe ich einen (alten) Teich geschickt, damit
ein neuer mit ihm zusammengebunden und hierher gebracht werde“;
dann müßt ihr zum König sagen: „Wenn dem so ist, wie können denn
die Dorfbewohner dir einen Teich schicken?“4 Mit diesen Worten

1) So wird häufig einem, der eine unerfüllbare Aufgabe, eine unsinnige
Forderung stellt, mit einer gleichen oder ähnlichen unsinnigen Gegenforderung-
geantwortet. Vgl. Bolte-Polivka in der Neubearbeitung der Anmerkungen zu
Grimms Märchen II, 367ff. und meine Bemerkungen in der Zeitschrift des Ver-
eins für Volkskunde 17, 175, Anm. 3.
 
Annotationen