Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0314

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
300

Ein Gottesurteil.

wir sind dein Vieh.1 ,C’est ainsi‘, bemerkt Gaidoz dazu, ‘que ec
rite de soumission etait compris: c’est un rite representatif d’asser-
vissement, oü l’homme asservi est ravale au rang de betail, rite
identique, par J’intention, ä celui des Romains quand ils
faisaient passer l’ennemi vaincu sous le joug, c’est-ä-dire
l’assimilaient ä une bete de labour’. Aber jenes torartige Ge-
rüst oder Gestell, unter dem besiegte Feinde hindurchgehen mußten,
ehe sie nach Hause entlassen wurden, ist wohl einem Joch ähnlich
und wird geradezu Joch genannt, aber es ist darum kein Joch im
eigentlichen, gewöhnlichen Sinne des Wortes; es ist nichts weiter
als ein ,extemporised arch‘, um Fowlers sehr glücklichen Ausdruck zu
gebrauchen (Classical Review 27, 48). Einen solchen Bogen mit drei
Speeren zu bilden, von denen zwei in die Erde gesteckt und einer
quer darüber gebunden wurde, lag draußen im Felde nahe genug.
Sehr wenig unterscheidet sich das Gestell, das die Römer iugum
nannten, von dem, das die Tartaren errichteten (duas hastas ponunt
iuxta ignes, et unam cordam in summitate hastarum) und unter
dem sie.nach einem Todesfälle hindurchschritten, um sich zu reinigen;
und dieses Gestell wiederum ist sehr nahe .verwandt dem Bogen
— oder dem ,Joch‘, wie es Oldenberg nennt —, unter dem in
Indien die Angehörigen eines Verstorbenen, wenn sie von der Ver-
brennungsstätte zurückkehrten, hindurchgehen mußten: zwei Äste
eines heiligen Baumes werden in den Boden geschlagen und oben
mit einer dünnen Schnur zusammengebunden (oben 17,470; 20,180f.).

37. Ein Gottesurteil.
(Wiener Zeitschrift für die Kunde des- Morgenlandes 24, 344 — 49. 1910.)
Emilian Lilek behandelt in seinem Aufsatz Gottesurteile und
Eidhelfer in Bosnien und der Hercegovina2 die in diesen Ländern
üblichen Gottesurteile, -wie z. B. das Stahlheben, die Blutprobe,
die Wasserprobe. Zu den Blutproben gehört u. a. das bekannte
1) Zu diesem Ausdruck vergleiche man R. Pischel (der übrigens den von
Gaidoz aus Babers Denkwürdigkeiten beigebrachten Beleg nicht kennt) in seiner
Abhandlung über die Redensart ,1ns Gras beißen1, Sitzungsberichte der Berliner
Akademie 1908, S. 448.
2) In den Wissenschaftlichen Mitteilungen aus Bosnien und der Hercego-
vina II (1894), Abteilung für Volkskunde, S. 467—472. Auch separat (Wien 1894,
6 Seiten). Der Aufsatz war schon früher im Glasnik (Bd. IV, Heft 2, Sarajevo
1892) erschienen; man vergleiche das ausführliche Referat von Friedrich S. Krauß
im Globus, 62, 267—269 (Ordalien in Bosnien und dem Herzogtum).
 
Annotationen