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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0152

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138

Zum Doktor Allwissend.

20. Zum Doktor Allwissend.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 15, 373 — 79. 1905.)
Die verschiedenen Fassungen der Geschichte vom Doktor All-
wissend (Grimm, KHM. 98) sind wiederholt zusammengestellt und
ausführlich besprochen worden, so namentlich von Benfey, Orient
und Occident 1 (1862), 374—82 und von Cosquin, Romania 9 (1880),
396—403 = Contes populaires de Lorraine (1886) 2, 187 —196. 363.
In neuerer Zeit sind mehrere Fassungen der Geschichte bekannt
geworden, die zu einer abermaligen Behandlung des Stoffes Veran-
lassung geben könnten. Es sei nur auf die sehr wichtigen slawischen
Parallelen hingewiesen, die Polivka und Jaworskij in der Zeitschrift
für österreichische Volkskunde 1, 252 — 59. 4, 250 — 55 mitgeteilt
haben. Ich selbst kann eine neue Behandlung des Stoffes nicht
unternehmen, da mir die einschlägige Literatur (zusammengestellt
z. B. in R. Köhlers Kleineren Schriften 1, 39—41. 584. 2, 584) nur
zum Teil zugänglich ist. Es möge mir aber gestattet sein, einige
Bemerkungen zu liefern zu der indischen — oder sagen wir lieber
sanskritischen — Geschichte vom Brahmanen Harisarman, von der
einst Benfey bei seiner Untersuchung ausging, und zwar insbe-
sondere zu dem ersten Teil dieser Geschichte.
Die Geschichte vom Brahmanen Harisarman ist überliefert in
Somadevas Kathäsaritsägara 30, 92 — 138; siehe Tawneys englische
Übersetzung 1, 272—74. Eine metrische Übersetzung der Geschichte
hat B. Haie Wortham gegeben im Journal of the R. Asiatic Society
1886, 172 — 76. Somadeva gehört dem 11. Jahrh. n. Ohr. an, nicht,
wie Cosquin, Contes 2, 194 sagt, dem 12. Jahrhundert. Nach Bühler
wurde der Kathäsaritsägara innerhalb der Jahre 1063 — 64 und
1081— 82 verfaßt. Eine zweite, kürzere Version unserer Geschichte
(Harisarmäkhyäyikä), die im übrigen von Somadevas Version nur
wenig abweicht, findet sich in Ksemendras Brhatkathämanjan 7,
313 — 336. Ksemendra schrieb ungefähr zu derselben Zeit, wo
Somadeva seinen Kathäsaritsägara verfaßte; vielleicht, wie einige
anzunehmen geneigt sind, etwas früher. Beide Autoren aber be-
nutzten als Vorlage für ihre Erzählungswerke, und zwar unabhängig
voneinander, die Brhatkathä (die ,große Erzählung4) des Gunädhya,
eines Autors, den man ins erste oder zweite Jahrhundert unserer
Zeitrechnung zu setzen pflegt. Genaueres z. B. bei Sten Konow,
Göttingische Gelehrte Anzeigen 1894, 473 und bei R. Fische],
Grammatik der Präkritsprachen (1900) S. 28. Mithin ist die Ge-
 
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