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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0132

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118 Zu Goethes Parialegende.
während der vierte dazu rät, dieselbe durch Gaben zu sühnen):
da läßt der Prinz nach jedem Verse je eine der Silben vi~se mi rci
fort, kommt nach dem letzten Verse wieder völlig zu sich und er-
zählt sein Waldabenteuer. Alle sind erstaunt. Der König entdeckt
den Säradänanda hinter dem Vorhänge, verneigt sich vor ihm und
preist die Klugheit seines Ministers, der ihn vor der Sünde des
Brahmanenmordes bewahrt und dem Prinzen damit das Leben be-
hütet hat?

17. Zu Goethes Parialegende.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 11, 186 —192. 1901.)
Im ersten Bande seiner Zeitschrift Orient und Occident (1862)
S. 719 bis 732 hat Benfey eine Abhandlung über Goethes Gedicht:
Legende (Werke 1840, I, 200) und dessen Indisches Vorbild ver-
öffentlicht. Er zeigt darin, daß Goethe den Stoff zu seinem Ge-
dichte aus 0. Dappers Asia (Nürnberg 1681) entlehnt hat. Die
Dappersche Darstellung geht —- mittelbar — zurück auf eine alte
indische Legende, deren wahrscheinlich älteste Gestalt im Mahä-
bhärata vorliegt. Benfey teilt die Mabäbhäratalegende in deutscher
Übersetzung mit1 und bemerkt, daß sich mehr oder minder aus-
geführte Darstellungen der Legende auch in anderen sanskritischen
Werken, besonders in den sogen. Puränas, vorfinden. Die Dar-
stellung im Kälikäpuräna weicht von der im Mahäbhärata fast gar
nicht ab; die Fassung der Legende im Bhägavatapuräna wird, da
sie in einem Punkte mit der Dapperschcn und Goethischen Fassung
übereinstimmt, in deutscher Übersetzung gegeben. Benfey wendet
sich jetzt zu der Darstellung der Legende, wie sie sich bei Dapper
findet, und teilt sie im vollen Wortlaut mit.2 Aus einer Verglei-
1) Früher schon mitgeteilt von Wilson in seiner englischen Übersetzung'
des Visnupuräna, London 1840, S. 401 f. = Wilson, Works IX (1868), 19ff.
2) Ganz dieselbe Darstellung bei Philipp Baldaeus, Wahrhaftige Aus-
führliche Beschreibung der Berühmten Ost-Indischen Küsten Malabar und Coro-
mandel, als auch der Insel Zeylon, Amsterdam 1672, S. 491 ff. Beide Darstellungen
stimmen meist fast wörtlich überein; der Hauptunterschied zwischen Dapper
und Baldaeus besteht darin, daß letzterer Vistnum (d. h. Visnu) statt Mahadeu
gebraucht. So beginnt die Erzählung bei Baldaeus: ,Seine (des Prassaram) Mutter
Reneca hatte durch ihre Gottesfürchtigkeit von Vistnum ein Tuch überkommen,
welches Wasser hielt, so daß es nicht durchlief oder tropfte, in welch Tuch sie
täglich aus dem Fluß Ganges Wasser höhlte/ Woher es kommt, daß Dapper und
Baldaeus so genau übereinstimmen, habe ich hier nicht zu untersuchen. Über
 
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