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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0127

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Zur 15. Erzählung des Siddhi-Kür. 113
märchen eine Motivierung der Hilfe der Tiere (der Ameisen und des
Adlers) durch Wohltaten von seifen Psyches für unentbehrlich
erklärt hat.1
In der arabischen Überlieferung tritt uns die Aufgabe unter
den Rätselaufgaben entgegen, die die Königin von Saba — bei den
Arabern heißt sie Balqis oder Bilqis — dem Salomo stellt. Balqis
schickte ihm unter anderem ein Kästchen zu, worin sich eine un-
gebohrte Perle und ein krummgebohrter Onyx befand. Um
sich als einen Propheten zu erweisen, sollte Salomo die Perle durch-
bohren und durch den Onyx einen Faden ziehen. Auf den Rat
des Engels Gabriel ließ er einen Holzwurm herbeibringen, der die
Perle durchbohrte, während ein weißer Wurm einen Faden, den
er in den Mund genommen, durch den Onyx hindurchzog.
Nach diesem in den Kommentaren zum Koran enthaltenen
Berichte2 mußte sich Salomo göttlicher Hilfe bedienen, um die
Aufgabe lösen zu können. Nach anderen Berichten halfen ihm
Dämonen oder Satane. So in der arabischen Salomolegende bei
G. Weil, Biblische Legenden der Muselmänner S. 260ff. Das Ein-
fädeln des Diamanten, dessen Öffnung alle möglichen Krümmungen
machte, setzte Salomo in Verlegenheit, bis endlich ein Satan einen
Wurm brachte, der sich durchwand und einen seidenen Faden
zurückließ. Der Wurm ist also kein anderer als der Seidenwurm;
Salomo wies ihm, zum Dank für den geleisteten Dienst, den Maul-
beerbaum als Wohnsitz an.

15. Zur 15. Erzählung des Siddhi-Kür.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 9, 336 — 37. 1899.)
In seiner Abhandlung über die Kraniche des Ibykus in der
Sage (diese Zeitschrift 6, llöff.) hat Gaetano Amalfi S. 121 ff. eine
Erzählung aus dem mongolischen Siddhi-Kür3 mitgeteilt. Die Er-
1) Cosquin hei Friedländer a. a. 0. S. 550 Anm. A. Marx, Griechische
Märchen von dankbaren Tieren und Verwandtes S. 39.
2) M. Grünbaum, Neue Beiträge zur semitischen Sagenkunde S. 217ff.
"Wilhelm Hertz, Gesammelte Abhandlungen S. 423.
3) Die Angabe Amalfis, der Siddhi-Kür sei eine Paraphrase der Sanskrit-
Sammlung Simhäsanadvätrimsati, beruht auf einer Verwechslung. Der mongo-
lische Siddhi-Kür entspricht der indischen Vetälapancavimsati. Zu Amalfis Aufsatz
über zwei orientalische Episoden in Voltaires Zadig (oben 5, 71 ff.) vergleiche
übrigens die Doktordissertation von "Wilhelm Seele, Voltaires Roman Zadig ou
la destinee. Eine Quellenforschung. Leipzig 1891, bes. S. 40ff. 54ff.
Zachariae, Kl. Schriften. 8
 
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