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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0343

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,Von Abziehung der Sterbenden Hauptküssen1. 329
Demgegenüber möchte ich nur feststellen, daß die Berliner
Handschrift* 1, die den Winterteil von Hollens Sonntagspredigten
enthält, ganz deutlich ,cooperiunt tectum super eum‘ liest; also
genau so, wie der gedruckte Text.

42. ,Von Abzieliung der Sterbenden Hauptküssen.6
(Archiv für Religionswissenschaft 13, 626. 1910.)
Zu der früher von mir angeführten älteren Literatur, worin
das Wegziehen des Kissens unter dem Kopf eines Sterbenden er-
wähnt oder besprochen wird (s. Archiv XI, 151), ist noch hinzu-
zufügen: Casparis Questelii Dissertatio academica de pulvinari morien-
tibus non subtrahendo, Von Abziehung der Sterbenden Haupt-Küssen,
Jenae 1718 (zuerst 1678); zitiert von G. Lammert, Volksmedizin und
medizinischer Aberglaube in Bayern und den angrenzenden Bezirken,
Würzburg 1869, S. 101, Anm. 2. Questel schließt seine Abhandlung
mit folgendem Satze: Subtractio Pulvinaris est Actus moraliter malus,
quo Moribundis Capitis Lectulus, non sine homicidii nota, ad doloris
abrumpendi, festinandaeque mortis rationem tollitur (p. 51).
Von den Bräuchen, die Questel beiläufig erwähnt, will ich
hier hervorheben die Superstitiosa capitis equini moribundis sup-
positio (,uti quibusdam in locis id fieri ab Amico edocemur4 *; p. 18).
So berichtet Mussäus aus Mecklenburg: Phantasiert ein Schwer-
kranker, so legt man ihm zuweilen einen toten Pferdekopf unter
das Kopfkissen; der Dunst macht ihn sofort ruhig (Jahrbücher des
Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde II,
128; zitiert von Grimm DM *.2 626).
Vom Wegziehen des Kopfkissens handelt ausführlich auch
Johann Heinrich Zedier in seinem Universallexikon XXXIX (1744),
Sp. 193 5 ff.

Grimm II, 596. Im Liiigenscben ist der Aberglaube noch sehr verbreitet, daß
geballte Federn im Bette Behexungen anzeigen. Ich habe dort bei einem Pastor
eine Anzahl solcher merkwürdiger (eiförmiger) Bälle gesehen, welche die Bauern
in den Betten der Kranken gefunden und ihm gebracht hatten, um ihn zur Ent-
zauberung zu veranlassen.
1) MS. theol. lat. fol. 201; geschrieben im Jahre 1499. Es ist dies die einzige
Handschrift des Winterteils, die Landmann, Das Predigtwesen in Westfalen S. 31
(vgl. S. 35 und 229) anführt. Neuerdings ist sie ausführlich beschrieben worden von
Valentin Rose in seinem Verzeichnis der lateinischen Handschriften der König-
lichen Bibliothek zu Berlin II, 1 unter Nr. 573.
 
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