Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0258

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
244 Ein merkwürdiger Fall von. ,Durchziehen4.
tied on a new sieve, which is, as we have seen1, a powerful fetish.
This is passed through the hind legs of a cow forwards, through
the forelegs towards the mouth and again in the reverse direction,
signifying the new birth from the sacred animal. The usual worship
and aspersion täte place and the father sniells his child as the cow
smells her calf'. — Vgl. dazu Gervasius von Tilbury, Otia Imperialia
herausgegeben von Liebrecht S. 171; Liebrecht, zur Volkskunde
Seite 397.
Noch wäre zu bemerken, daß das dreimalige Durchkriechen
der persischen Frauen etwas durchaus Gewöhnliches ist. Es kann
fast als Regel betrachtet werden, daß das Durchkriechen oder Durch-
ziehen, wenn es wirksam sein soll, dreimal ausgeführt werden
muß; man vergleiche nur die Mitteilungen von H. F. Feilberg in
dieser Zeitschrift 7, 42ff. und 11, 327.

34. Ein merkwürdiger Fall von , Durchziehen4.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 17, 315. 1907.)
Cäsarius von Heisterbach erzählt in seinem Dialoges miracu-
lorum 2, 26, wie an einem Judenmädchen auf ihr eignes Ansuchen
die heilige Taufe vollzogen wird; sie erhält den Namen Elisabeth.
Einige Tage darauf begegnet ihr ihre ungläubige Mutter und ver-
sucht, ihre Tochter zum Judentum zurückzuführen: sie wisse ein
Mittel, wodurch sie die Taufe aufheben könne. Auf die Frage der
Tochter, wie sie das machen wolle, erwidert die Jüdin: ,Ego tribus
vicibus te sursum traham per foramen latrinae, sieque remanebit
ibi virtus baptismi tui‘. — Quod verbum puella audiens et exsecraus,
contra matrem spuit, fugiens ab illa.
1) Vgl. Crooke S. 85. 99. 347, besonders 307, wo er unter anderem sagt:
.In India the sieve is the first cradle of the baby’. Zum Verständnis dieser
Notiz sei bemerkt, daß das Gerät, das Crooke meint, eine längliche, an einer
Seite offne, aus Flechtwerk hergestellte Mulde oder Wanne (winnowing basket)
ist; s. G. A. Grierson, Bihär peasant life, Cälcutta 1885, § 603ff., mit den Ab-
bildungen auf S. 118. Vgl. griechisch Uy.vov. — Zum Siebzauber und Sieb-
aberglauben vergleiche mau, außer der von Crooke S. 307f. zitierten Literatur,
namentlich Bloomfield in den Sacred Books of the East, vol. XLII, S. 248. 473.
519, und Grimm, Deutsche Mythologie2 * S. 1045. 1062ff. 1065f. Ein interessanter
Siebzauber (oder vielmehr Wannenzauber) findet sich bei dem Holländer Philipp
Baldaeus, Beschreibung der Ost-Indischen Küsten Malabar und Coromandel,
Amsterdam 1672, Seite 496b.
 
Annotationen