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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0022

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Pietro della Valle über das Nagan-Alphabet.

2. Pietro della Valle über das Nagan-Alphabet.
(Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 16, 205 — 210. 1902.)
In meinem Aufsatz über das Devanägarl-Alphabet bei Athana-
sius Kircher (oben XV, 313ff.) habe ich gezeigt, daß das Alphabet
der Brahmanen zum ersten Male in der China illustrata dieses
Autors gegeben worden ist. Aber welcher ist der erste europäische
Autor, der dieses Alphabet mit dem uns geläufigen Namen be-
zeichnet? Wie ich bereits a. a. 0., S. 319 Anm., bemerkt habe, führt
0. Lapper, Asia (Nürnberg 1681) S. 58 die Bezeichnung Nagher
(= Nägari) auf Kircher zurück. Die angezogene Stelle lautet bei
Dapper vollständig:
,Nach des Della Valle Bericht, haben alle Indianische Land-
schafften fast einerley Sprache, wiewohl sonderbahre Buchstaben;
dann obschon die Sprache in unterschiedlichen Ländern verstanden
wird, so sind doch nichts destoweniger die Buchstaben voneinander
unterschieden?
, Überdies haben die Gelehrten oder Geistlichen Indianer oder
Brahminen eine Sprach und Art von Buchstaben, welche Kircherus
Nagher, und andere die Hanseretische1 und Brahmanische genennet,
die ihnen eigenthümlich zu stehet, und von den gelehrten Leuten
ihres Geschlechts oder Stammens gebrauchet wird, gleichwie in Europa
die Lateinische Sprache unter den Gelehrten üblich ist/
,Diese ihre Buchstaben sind schön und rein, aber sehr gross,
und nehmen viel Platz ein. Sie sind auch um ein merkliches von
denjenigen Buchstaben unterschieden, welche die Benjanische Kauff-
leute in Suratta gebrauchen?
Wo Kircher die Buchstaben der Brahmanen Nagher genannt
hat, ist mir nicht bekannt. Allerdings kenne ich bei weitem nicht
alle Werke dieses überaus fruchtbaren Schriftstellers2; aber ich finde
den Ausdruck Nagher gerade da nicht, wo Kircher Anlaß oder
Gelegenheit gehabt hätte ihn zu erwähnen: z. B. nicht in der China
illustrata; nicht im Prodromus Coptus (Romae 1636) p. 106 sqq.,
wo Kircher, nach der Vita Xaverii des Joannes Lucena, die In-
schrift3 um die crux miraculosa S. Thomae apostoli mitteilt; nicht
1) Druckfehler für: Hanseretische.
2) Siehe Backer, Bibliotheque des ecrivains de la Compagnie de Jesus, I.
p. 422 — 433.
3) Über diese Inschrift vgl. Burnell, Indiau Antiquary III, 308 ff.; Germann,
Die Kirche der Thomaschristen (1877) S. 285 f.
 
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