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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0021

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Das Devanagari-Alphabet bei Athanasius Kircher. <
Welche Grammatik hat Roth benutzt, oder besser, welche Gramma-
tik hat sein Pandit beim Unterricht im Sanskrit zugrunde gelegt?
Meines Wissens können nur zwei Grammatiken in Betracht kommen:
der Mugdhabodha des Bopadeva und das Sarasvatavyäkarana.
Wegen der ersteren Grammatik verweise ich auf Böhtlingks Ausgabe:
die Buchstabenfolge im Särasvata ist von Aufrecht im Katalog der
Oxforder Sanskrithandschriften S. 172 gegeben worden. Im Mug-
dhabodha und im Särasvata sind die Buchstaben genau so geordnet
wie bei Roth. Nun wird der Mugdhabodha hauptsächlich in Ben-
galen studiert; das Särasvata aber ist, nach dem Zeugnis von Cole-
brooke1, die Grammatik, die im eigentlichen Hindustan heimisch
ist. Hier aber war es, wo Roth das Sanskrit erlernte. Es ist so
gut wie sicher, daß sein Lehrer beim Unterricht die Särasvata-
grammatik zugrunde gelegt hat.
Pater Roth hat als der Erste das Alphabet einer indischen
Grammatik mitgeteilt. Näheres über die indischen Grammatiken, ins-
besondere auch über das Särasvata, hat dann ein anderer Pater2 3,
Pons, in dem oft zitierten Briefe vom 23. November 1740 gegeben?
Nach Pons ist die älteste Grammatik das Sarasvat (quoique ce soit
la plus abregöe des Grammaires, le merite de son antiquitä l'a mise
en grande vogue dans les ecoles de l’Indoustan). Ihr Verfasser, ja
der Erfinder der Grammatik überhaupt, ist Anoubhout.4 Pons nennt
als Grammatiker noch den Pania (Pänini), Kramadisvar und Kalap.
Von der Grammatik des Kramadisvar5 will Pons einen Abriß ge-
macht und im Jahre 1738 an den Pater Du Halde gesandt haben. Was
aus dieser Arbeit des Paters Pons geworden ist, ist nicht bekannt.
1) Miscellaneous Essays (erste Auflage) II, 44. Vgl.. auch Kleuker, Ab-
handlungen usw., IV (Riga 1797), S. 289 und meine Ausführungen über die geo-
graphische Verbreitung der indischen Grammatiken in den Beiträgen zur Kunde
der indogermanischen Sprachen V, 23f. Das dort zitierte Buch von Montgomery
Martin ist mir jetzt nicht zugänglich.
2) Benfey, Geschichte der Sprachwissenschaft, S. 290. 340.
3) Die Stelle steht in den Lettres edifiantes et curieuses, ecrites des missions
etrangeres. Nouvelle edition. Tome XIV, Paris 1781, p. 68. Auch bei Kleuker,
Abhandlungen usw., II (Riga 1795), S. 4ff.; spanisch bei Hervas, Catälogo de las
Lenguas II, 128 —129.
4) Nach Aufrecht, Catal. MSS. Ser. Oxon. p. 172, war Anubhüti (Anubhüti-
svarüpäcärya) der erste Kommentator der Saras vatisütra.
5) So glaube ich die Worte des Pater Pons auffassen zu müssen. Regnier
meint, Pons habe einen Abriß von der Grammatik des Pänini gemacht (Journal
des Savants, aoüt 1860, p. 481).

 
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