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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0020

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6 Das Devauagari-Alphabet bei Athanasius Kircher.
folgen wiederum Bemerkungen über die Bildung der Konsonanten-
gruppen (Littera UT quando duplicitur [!] sic fit W)- Unter den Bei-
spielen finden sich einige Gruppen, die im Sanskrit ganz unmög-
lich sind.1
Auf der fünften Tafel gibt Roth unter der Überschrift ,Pro
Exercitio huius Linguae ponam hic Pater noster Literis Indicis
scriptum1 erst das Paternoster2 (beginnt: |||
und dann das Ave Maria (W^ ^HTTtW) in Devanägarl-
schrift.
Wenn wir bedenken, unter welchen Schwierigkeiten sich
Männer wie Roth den Zutritt zu Schrift, Sprache und Literatur
der Brahmanen erkämpfen mußten, so werden wir den Mitteilungen
Roths unsere Anerkennung nicht versagen können.3 4 Jedenfalls war
er der erste, der die Devanägarisclirift in einem in Europa gedruckten
Buche veröffentlichte.1 Aber Roth hat, sicherlich ohne sein Wissen
oder Wollen, noch mehr getan: er hat zuerst eines der indischen
Grammatiker-Alphabete bekannt gemacht. Denn das aus acht Reihen
bestehende Alphabet, das er an die Spitze der ersten Schrifttafel
gesetzt hat, ist nicht das uns geläufige Alphabet, sondern, wie man
auf den ersten Blick sieht, eines jener künstlichen Alphabete, die
die indischen Grammatiker aufstellten, um die Bildung gewisser
Zusammenziehungen (pratyähära oder samäliära) zu ermöglichen.
1) Es ist auffällig, daß Roth den Anusvära und Visarga nicht erwähnt.
Den Viräma wendet er an, ohne ihn ausdrücklich zu nennen.
2) Wiederholt in den Vaterunser-Sammlungen von Thomas Ludeken (Andreas
Müller), Berlin 1680, und Chamberlayne, Amstelodami 1715; vgl. Adelung, Mithri-
dates I, 143. 654ff. 664ff. Aber Chamberlayne (oder vielmehr Wilkins, der ihm
half) hat das von Roth mitgeteilte Vaterunser nicht für Sanskrit gehalten und
ausgegeben, wie die beiden Backer zu glauben scheinen: siehe Bibliotheque des
ecrivains de la Compagnie de Jesus, I, 429.
3) Trotz Bayer, Comm. Ac. Sc. Imp. Petropolitanae III, 392: Si quis litteras,
quas Kircherus edidit, cönferet cum his nostris, is sentiet, obscuros in isiis plerosque
esse ductus atque confusos et minimam litterarum partem Rhodio fuisse explicatam.
4) So wenigstens nach Bayer, 1. c., III, 392; Sharpe im Anhang zu Hydc,
Syntagma dissertationum, vol. II, p. 527 (Primus ille Rothus, Missionarius Mogori-
tanus, huj us Linguae rudimenta Europaeis tradidit, cujus Grammatica Brachmanica
MS. asservatur in Museo Kircheriano Romae); Hervas, Catälogo II, 121 (Kircher
fue el primer autor que.de dicha lengua publicö algunos elementos); Backer, Biblio-
theque I, 429. — Bernier würde les caracteres de la langue Hanscrit veröffent-
licht haben, wenn ihm Roth nicht zuvorgekommen wäre (Bernier, Voyages II, 143).
— Wo sagt Kircher, daß die Sprach und Art von Buchstaben der Gelehrten oder
Geistlichen Indianer oder Brahminen Nagher (= Nägarl?) genennet werde? Siehe
Dapper, Asia, S. 58.
 
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