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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0205

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Die Quelle des Gedichtes , Botenart ‘ von A. Grün. 191
Rohaka einen Dorfbewohner zum König und ließ ihm sagen: , Majestät!
Heute legt sich der Elefant nicht nieder, noch steht er auf; er nimmt
weder einen Bissen (er frißt nicht), noch macht er eine Entleerung1; er
atmet weder aus noch ein; kurz er zeigt die Bewegung eines Leben-
digen nicht mehr/ Darauf der König: ,Wie, ist der Elefant tot?4
Darauf der Dorfbewohner: ,Eure Majestät sagt das, nicht wir.4
Da schwieg der König; die Dorfbewohner begaben sich nach Hause.

25. Die Quelle des Gedichtes , Boten art4 von A. Grün.
(Neue Jahrbücher für das klassische Altertum, Geschichte und deutsche Literatur
31, 446 — 449. 1913.)
Nachdem meines Wissens zuerst Johannes Bolte (in der An-
merkung zu Reinhold Köhlers Kleineren Schriften I 507) Grüns
Gedicht ,Botenart1 mit dem Schwank vom geschwätzigen Maimundus
bei Petrus Alfonsi und mit anderen, verwandten Texten zusammen-
gestellt hatte, hat sich Hermann Tardel in dieser Zeitschrift in zwei
Aufsätzen (1904 XIII 601ff.; 1911 XXVII160) eingehender mit Grüns
Gedicht beschäftigt und die Stellung, die dieses Gedicht unter den
neueren Bearbeitungen jenes Schwankes einnimmt, zu bestimmen
gesucht. Über Grüns Quelle äußert er in dem ersten Aufsatz (XIII
607): .Man wird geneigt sein, in dem Gedicht2 * von der Hagens [,Die
Mähre4] die Hauptquelle Grüns zu sehen, da der Stoff hier bereits die
deutsche Balladenform angenommen hat, wobei jedoch die Kenntnis
einer der älteren Fassungen nicht ausgeschlossen ist.4 In dem zweiten
Aufsatz drückt sich Tardel bestimmter aus; von der Hagens Samm-
lung ,Erzählungen und Mährchen4, so sagt er hier, gab Anastasius
Grün Anregung und Vorlage zu seinem Gedicht ,Botenart4.
Ich glaube vielmehr, daß die Dichtungen von der Hagens und
Grüns unabhängig voneinander entstanden sind. Nicht etwa des-
halb, weil Grüns ,Botenart4 nach Anton Schlossars Angabe (Grüns
Sämtl. Werke II 211) bereits im Jahre 1825 ,zum Drucke übergeben
worden ist4, d. h. genau zu derselben Zeit, wo der erste Band
1) So wörtlich. Abweichend der von Hertel übersetzte Text: , Er frißt
weder, noch säuft er‘.
2) Dieses Gedicht, sowie die hier für uns vorzugsweise in Betracht kom-
menden Texte ,De Maimon‘ von Legrand d’Aussy und Grüns ,Botenart‘ sind von
Tardel oben XIII 604ff. mitgeteilt worden. Bei der Wiedergabe des Gedichtes
von der Hagens hat sich in der 14. Strophe leider ein sinnentstellender Druck-
fehler eingeschlichen; es heißt nicht: ,Bei den Frauen entschlief die Wärterin1,
sondern: ,Bei der Frauen1.
 
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