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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0117

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Rätsel der Königin von Saba in Indien.

103

Musiker standen bei ihm in hoher Gunst, besonders einer, der zu-
gleich ein eleganter Dichter und ein Possenreißer war. Den Namen
des Mannes verrät Manucci nicht; aber die Beschreibung, die er
von ihm gibt, paßt durchaus auf Birbal. Es kommt hinzu, daß
die Geschichte selbst (der Possenreißer bringt es dahin, daß die
Türhüter, die ihn immer schlecht behandelten, Prügel erhielten) in
der Tat anderwärts von Birbal erzählt wird, wie Irvine in einer
nachträglichen Anmerkung zu Manucci I, 189 (vgl. IV, 422) nach-
weist. übrigens findet sich eine ganz ähnliche Geschichte unter
den oben erwähnten Tennäliräma-Geschichten (Tales of Tennäliräma,
Madras 1900, Nr. V: Getting tlie sentries whipped).
Die zweite Geschichte steht bei Manucci III, 291 ff., und hier
wird Birbal auch beim Namen genannt. Nach Manucci lebte er
in hoher Gunst am Hofe des Kaisers Jahängir (vgl. III, 289); er
war, genau wie der ungenannte Possenreißer I, 189, ein guter
Dichter und großer Musiker. In der Geschichte, die Manucci erzählt,
zeigt Birbal, wie schwierig es ist, ein kleines Kind zufriedenzu-
stellen. Am Schluß richtet Jahängir eine Frage an Birbal: ‘Teil
nie, if you please, what is the greatest consolation that man has in
this world?’ Birbal erwidert ohne Zögern: ‘Ah, sire! it is when a
father finds himself embraced by his son.’ Birbals Antwort erinnert
an die Worte der Sakuntalä im Mahäbhärata (I, 74, 53, cd. Bomb.):
pratipadya yadä sünur dliaraipreimgunthitah
pitur äslisyate ’rigäni kirn asty abhyadhikam tatah

13. Rätsel der Königin von Saba in Indien.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 24, 421 — 24. 1914.)
In meiner Abhandlung .Zur Geschichte vom weisen Haikar‘
oben 17, 172ff. habe ich die Rätselfragen und Rätselaufgaben, die
dem klugen Mahosadha vom König Vedeha im Mahäummaggajätaka1
zur Lösung vorgelegt werden, aus diesem Jätaka ausgezogen und
kurz besprochen. Nur die 15. ,Frage‘, die Sandstrickaufgabe2,
1) Zum MahäummaggajätÄ vgl. auch. M. Wihternitz, Geschichte der in-
dischen Literatur 2, 1 (1913), S. 111 ff.
2) Zur Sandstrickaufgabe s. auch oben 17, 461 und Folk-Lore 9, 368 ff.
Die 4. Aufgabe, die Geschichte vom strittigen Garnknäuel, habe ich in der
Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 26, 418 ff. ausführlich be-
handelt und dort gezeigt, daß die Geschichte auch in den abendländischen Litera-
turen, bei Etienne de Bourbon, Johannes Pauli, Hans Sachs und anderen vorkommt.
 
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