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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0353

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Abergläubische Meinungen und Gebräuche des Mittelalters.

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45. Abergläubische Meinungen und Gebräuche des Mittelalters
in den Predigten Bernardinos von Siena.
(Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 22, 113—134. 225 — 244. 1912.)
Der Bußprediger San Bernardino da Siena (1380—1444)
hat sich an den verschiedensten Stellen seiner Predigten gegen den
Aberglauben seiner Zeit ausgesprochen. Dabei bewegt er sich nicht
nur in allgemeinen Ausdrücken: oft führt er ganz bestimmte aber-
gläubische Meinungen und Gebräuche an, um sie zu verdammen,
um seine Zuhörer oder Leser davor zu warnen. Bemerkenswert ist
namentlich eine Stelle vorzugsweise volksmedizinischen Inhalts in
dem Quadragesimale De Christiana religione, das Bernadino in der
Zeit zwischen 1433 und 1436 in Siena niedergeschrieben hat. Die
Stelle findet sich in der 10. Predigt (De idolatriae cultu),
Artikel 3, Kap. 2. Bereits Muratori hat in seinen Antiquitates
Italicae medii aevi 5, 78 auf diese Stelle hingewiesen.1 * * Neuerdings
hat z. B. Güdemann in seiner Geschichte des Erziehungswesens und
der Kultur der abendländischen Juden 2, 222 auf Bernardinos ,aber-
gläubische Hausapotheke4 aufmerksam gemacht. Auch hat Jean-
Baptiste Thiers die meisten der von Bernardino aufgezählten Super-
stitionen schon vor Jahren in französischer Übersetzung mitgeteilt
in seinem Traite des Superstitions (4. Ausgabe [Avignon 1777]
1, 340f. 378 und sonst; vgl. auch die Vorrede zum 1. Bande S. XIII).
Die von Thiers übersetzten Stücke hat Felix Liebrecht wiedergegeben
in seinem Buche: Des Gervasius von Tilbury Otia imperialia
(Hannover 1856) S. 245f. und 254f. unter der Rubrik , Französischer
Aberglaube4. Dennoch sind die Stücke nicht so bekannt geworden,
wie sie es wohl verdienten. Außerdem hat Thiers, wie schon an-
gedeutet, Bernardinos Superstitionen nicht vollständig mitgeteilt;
auch ist die Übersetzung der ausgehobenen Stücke nicht immer
genau, bisweilen sogar fehlerhaft. Unter diesen Umständen halte
ichs für nützlich, die Stücke neu herauszugeben und zu kommen-
tieren, etwa in der Weise, wie Lewy oben 3, 24ff. die ,emoritischen‘
Bräuche oder Schönbach oben 12, 5ff. die Auszüge aus Thomas
von Haselbach kommentiert hat.
Um einen möglichst zuverlässigen Text herzustellen, habe ich
1) Sanctus Bernardinus enumerat, ac damnat Tomo primo, Sermone primo
in Quadrages. Articulo tertio, compluresex iis superstitiosis actibus, qui aetate sua,
eodem nempe Saeculo XV. vigebant.

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