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Zachariae, Theodor
Kleine Schriften zur indischen Philologie, zur vergleichenden Literaturgeschichte, zur vergleichenden Volkskunde — Bonn, Leipzig, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.50105#0122

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108 Eine indische Rätselaufgabe bei Sophokles.
dessen Kenntnis er dem Dämonen Sachr und einem Raben ver-
dankte (Weil S. 236); nur das Einfädeln des Diamanten, dessen
Öffnung alle möglichen Krümmungen machte, setzte ihn in
einige Verlegenheit, bis endlich ein Satan einen Wurm brachte,
der sich durchwand und einen seidenen Faden zurückließ. Salomo
fragte den Wurm, womit er ihn für diesen großen Dienst belohnen
könne. Der Wurm erbat sich einen schönen Fruchtbaum zur Woh-
nung. Salomo wies ihm den Maulbeerbaum an, der von dieser
Stunde an für alle Zeiten den Seidenwürmern sicheres Obdach
und Nahrung gewährt. —
Es liegt somit in der Salomosage und im Jätaka dieselbe Auf-
gabe vor: es soll durch einen krummdurchbohrten Edelstein ein
Faden gezogen werden. Auch die Lösung der Aufgabe wird in
fast gleicher Weise, durch kleine Tiere, durch Würmer oder In-
sekten, herbeigeführt. Nach der Darstellung bei Weil spinnt ein
Seidenwurm den Faden selbst; er kriecht durch die Öffnung des
Steins und läßt den Faden darin zurück. Im Jätaka werden die
Ameisen durch den Duft des Honigs bewogen, in die Öffnung
hineinzukriechen. Dieser Zug ist der indischen Fassung der Rätsel-
aufgabe eigentümlich.
In der Salomosage wird, außer dem Ziehen eines Fadens durch
eine bereits vorhandene Öffnung, auch die Durchbohrung eines
Steines verlangt und von einem Holzwurm ausgeführt. Die Vor-
stellung, daß ein Stein von einem Wurm (oder Insekt) durchbohrt
werden kann, findet sich auch in Indien. Die Höhlungen in dem
heiligen Sälagräma-Stein* 1 sollen von Würmern (vajrakTta), oder von
Visnu in der Gestalt eines Wurmes gebohrt'worden sein.

14. Eine indische Rätselaufgabe bei Sophokles.
(Hermes, Zeitschrift für klassische Philologie, 50, 475 — 80. 1915.)
In seinen Kap.iv.LOb hatte Sophokles erzählt, daß Minos auf der
Suche nach dem entflohenen Daidalos die List gebrauchte, dem
eine hohe Belohnung zu versprechen, der durch die Windungen
eines Schneckenhauses einen Faden ziehen könne, überzeugt, daß
Grünbaum, Neue Beiträge 1893 S. 229f.; Gesammelte Aufsätze 1901 S. 31ff.
42f.; S. Singer, Zs. f. deutsches Altertum 35, 178. 183f. (wo weitere Literatur-
angaben).
1) Literatur über den Sälagräma s. oben 15, 92f.
 
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